Es wird ernst: Der Betreiber des Forschungsreaktors in Garching hat bestätigt, dass im kommenden Jahr hochradioaktiver Atommüll von dort in das 700km entfernte Zwischenlager Ahaus rollen soll. Auch in Jülich macht man sich offenbar transportbereit.
Die Standortsuche läuft kaum ein Jahr und bereits jetzt ist klar: Das Verfahren hat ein massives Transparenzproblem. Doch nicht nur die interessierte Öffentlichkeit tappt im Dunkeln, auch den beteiligten Behörden fehlt der Durchblick
Vor gut einem Jahr haben sich die AKW-Betreiber mit einer Einmalzahlung von 24 Milliarden Euro aus ihrer Verantwortung für die Atommüll-Lagerung freigekauft. Das Geld landete in einem staatlichen Atomfonds, aus dem nun bis zum Ende des Jahrhunderts alle Kosten getragen werden sollen. Die Zweifel, ob das Geld reicht, wachsen.
Der Informationsstil zu den geplanten Atommüll-Lieferungen sei „wie vor 40 Jahren“, beschweren sich Atomkraftgegner*innen. Schlampig geht es auch beim Ausdrucken des Betriebshandbuches zu.
Es gab ordentlich Protest, als zum ersten Mal in Deutschland Behälter mit hochradioaktiven Abfällen mit einem Binnenschiff transportiert wurden. Möglicherweise beging dabei EnBW, Betreiber des Atomkraftwerks Obrigheim, Rechtsbruch.
Die Atomlobby umschreibt das Ende der Atomkraftwerke gern mit einer „grünen Wiese“. Die Vorstellungen von weidenden Schafen, wo einst Atommüll entstand, trüben. An den Standorten Biblis und Unterweser eskaliert der Streit wegen des AKW-Abrisses.
Hartmut Liebermann, 69, kämpft mit der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ seit mehr als 40 Jahren gegen AKW und deren Abfall. Das Zwischenlager konnte er nicht verhindern. Inzwischen jedoch spricht sich sogar der Stadtrat einstimmig gegen weiteren Atommüll aus
Atomkraftgegner*innen um das Zwischenlager Leese in Niedersachsen haben jedes Vertrauen in die Atomaufsichtsbehörde verloren: Bisher war geheim gehalten worden, dass nicht sieben sondern fast 450 Fässer mit Atommüll „nachbehandelt“ werden müssen. Möglicherweise sind viele defekt. Auf die Region rollt eine Welle von zusätzlichen Atomtransporten zu.
Ein Gutachten hält es für möglich, dass jemand in das Brennelementezwischenlager Ahaus eindringen kann, einen Brennstab aus einem Castorbehälter entnehmen und damit wieder aus dem Lager entkommt. Ein apokalyptisches Szenario. Denn der Inhalt von Behältern die 2019 angeliefert werden sollen, könnte zum Bau einer Atombombe genutzt werden. Die Bundesregierung schließt …
Die kommenden Jahre könnten zu „Jahren der Castor-Proteste“ werden. Denn nun haben auch AKW-Betreiber im Süden die Anlieferung von hoch-radioaktiven Abfällen aus dem Ausland beantragt. Atomkraftgegner*innen sprechen von „sinnlosen und gefährlichen Transporten“.