iter_fusionsreaktor-header.jpg
Foto: iter.org

Kernfusion: zu teuer, zu kompliziert, zu spät

Ein altes englisches Sprichwort sagt: "Wenn es zu schön erscheint, um wahr zu sein, ist es das vermutlich auch." Genau das trifft auf die Kernfusion zu. Trotz vereinzelter Teilerfolgsmeldungen bleibt sie ein Luftschloss. Ein (bisher nur theoretisch möglicher) produktiver Einsatz käme viel zu spät, um die Klimakrise zu lösen. Zudem ist die Technologie bei Weitem nicht so sicher und harmlos, wie es oft suggeriert wird.

Noch immer Zukunftsmusik

Die Kernfusion befindet sich nach wie vor im Forschungsstadium und ist noch immer weit davon entfernt, irgendwann tatsächlich Energie zu liefern. Auch das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) kommt zu diesem Schluss und kritisiert die übermäßige Verwendung von Superlativen in der Berichterstattung:

"Wenn über Kernfusion berichtet wird, dann sind Superlative, Weltrekorde und Durchbrüche ein weit verbreitetes Stilmittel. (... ) Nicht nur für Laien ist es bei dem zu beobachtenden üppigen Gebrauch reißerischer Sprache schwierig bis unmöglich einzuschätzen, welche tatsächliche Relevanz Meldungen dieser Artfür die praktische Umsetzung von Fusionskraftwerken haben.“ 1

Tatsache ist: Seit den 1950er Jahren wird intensiv an der Kernfusion geforscht. Während die physikalischen Prozesse inzwischen weitgehend verstanden sind, scheitert es nach wie vor an der praktischen Umsetzung.

Nicht so sicher wie behauptet

Kernfusion gilt als sicherer als Kernspaltung – doch ganz ungefährlich ist sie nicht. Zwar kann keine unkontrollierbare Kettenreaktion entstehen, doch die Reaktoren erzeugen trotzdem radioaktive Strahlung. Das bedeutet: Auch hier fällt radioaktiver Abfall an, der sicher verwahrt werden muss – ein Problem, das bei erneuerbaren Energien gar nicht erst entsteht.

Teuer, teurer, Fusionskraftwerke?

Die tatsächlichen Kosten der Fusionsstromerzeugung sind noch unklar – doch eines ist sicher: Die Technologie erfordert immense Investitionen. Aufgrund der enormen technischen Komplexität werden sich Kostensenkungen bei Bau und Betrieb nur begrenzt realisieren lassen. Fusionskraftwerke werden deshalb wohl dauerhaft eine der teuersten Energiequellen bleiben.

Proliferationsrisiken

Ein oft übersehener Aspekt: Auch bei Kernfusionskraftwerken besteht die Gefahr der Proliferation – also der Verbreitung von Technologien, die für militärische Zwecke genutzt werden könnten.

Fazit: Ein gefährliches Ablenkungsmanöver

Die Versprechen der Kernspaltung wurden mittlerweile von denen der Kernfusion abgelöst: eine nahezu unbegrenzte Energiequelle, die uns retten soll.  Doch diese Rettung wird nicht kommen – jedenfalls nicht rechtzeitig. Statt in Illusionen zu investieren, sollten wir uns auf das konzentrieren, was bereits funktioniert: die Energiewende mit erneuerbaren Quellen.