Urananreicherungsanlage Gronau
Im nordrhein-westfälischen Gronau wird die einzige Uranabreicherungsanlage Deutschlands betrieben. Rein rechnerisch wird von hier jedes zehnte Atomkraftwerk der Welt mit Brennstoff versorgt. Eine Laufzeitbegrenzung – wie für die letzten AKW – gibt es für die Anlage nicht.
Erste Pläne für ein Atomenergiezentrum nahe der niederländischen Grenze waren 1976 bekannt geworden, in der Auswahl damals Gronau und Ahaus. Von Anfang an gab es Widerstand von Bürgerinitiativen. Die Entscheidung fiel schließlich auf Gronau.
Die Urananreicherungsanlage wurde im August 1985 mit einer Jahreskapazität von 1.000 Tonnen Uran-Trennarbeit in Betrieb genommen. Im Zentrifugenverfahren wird Uranhexafluorid auf einen Uran-235-Gehalt von bis zu 6 % angereichert. Nach diversen Erweiterungen und dem Bau einer zweiten Anlage beträgt die Kapazität heute 4.500 Tonnen / Jahr. Damit werden rechnerisch 35 Atomkraftwerke in aller Welt (entspricht etwa jedes zehnte) mit angereichertem Uran aus Gronau beliefert.
Bei dem Prozess fallen große Mengen Atommüll an: Abgereichertes Uran, dass offiziell aber weiter als „Rohstoff“ deklariert wird. Deshalb wird es ins Ausland exportiert, wo es erneut angereichtert wird, was aber nicht wirtschaftlich sein soll. Auf dem Gelände in Gronau gibt es ein großes Zwischenlager für Uranhexafluorid. Außerdem werden zehntausende Tonnen des abgereicherten Uran zeitlich unbefristet gelagert. Atomkraftgegner*innen befürchten, dass hier ein Quasi-Atommülllager entsteht.
Vom Atomausstieg ausgeklammert
Während in Deutschland bis 2022 alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, hat die Anlage eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Atomkraftgegner*innen protestieren regelmäßig gegen diesen Mißstand, auch weil großteils für das Ausland produziert wird. Im Juni 2016 empfahl die Umweltministerkonferenz eine Schließung der Anlage. Laut Rechtsgutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums von November 2017 wäre die Stilllegung der AKW-Brennstoff-Fabriken in Gronau und Lingen mit der Verfassung vereinbar. Bislang weigert sich die Bundesregierung aber, den Betrieb der Anlage zu beenden.
Immer wieder Proteste & Blockaden
Mit dem Betrieb hängen unmittelbar Transporte zusammen, mit LKW und Zügen wird Uran angeliefert oder abtransportiert. Immer wieder nehmen Atomkraftgegner*innen diese Zeitpunkte zum Anlass für Proteste. Mehrfach wurden Züge für Stunden blockiert, um die Öffentlichkeit auf die Mißstände hinzuweisen. Laut einer Studie vom September 2011 weisen die Transporte mit Uranhexafluorid „das höchste Gefahrenpotenzial“ in der Produktionskette auf.
Gegen den Betrieb der Anlage wird regelmäßig protestiert. Am 11. März 2012 nahmen zum Beispiel 4.000 AtomkraftgegnerInnen an einer großen Kundgebung teil.
weitere Infos:
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Uran ist weltweit in winzigen Spuren in Böden, Gestein und Wasser enthalten. Allein aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ist es bereits in niedrigsten Dosierungen toxisch und schädigt die Nieren. Die beim radioaktiven Zerfall von Uran freigesetzte ionisierende Strahlung kann Lungenkrebs, Knochenkrebs und Leukämie verursachen. - mehr