Schneller Brüter Kalkar
Mit dem Brutreaktor Kalkar, der statt Uran das Ultragift Plutonium zur Stromerzeugung nutzen sollte, wollte Deutschland unabhängiger von Uranimporten werden. Das AKW wurde trotz massiver Proteste 1985 fertig gestellt, wegen sicherheitstechnischer und politischer Bedenken ging es aber nie in Betrieb.
Ursprünglich waren sogar zwei Blöcke mit Brutreaktoren des Herstellers Interatom GmbH an diesem Standort geplant. 1969 wurde der Reaktor zu einem Festpreis von 500 Mio. Mark angeboten. Bis 1972 stiegen die Kosten auf 1,7 Milliarden Mark, am Ende auf insgesamt 7 Milliarden Mark.
Nachdem das Projekt 1970 gestartet wurde, gab es bereits 1972 im Rahmen einer öffentlichen Anhörung Proteste gegen die AKW-Pläne. 1974 nahmen mehrere tausend Menschen an einer Protest-Demonstration teil. Am 24. September 1977 gab es in Kalkar eine Großdemonstration, bei der 40.000 Menschen gegen die Fertigstellung des Werks protestierten. Das hierzu beorderte Polizeiaufgebot gilt als das größte in der Geschichte der Bundesrepublik.
Dank einer Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht konnten Gegner*innen einen vierjährigen Baustopp erreichen. Verschärfte Sicherheitsauflagen sollten die Bedenken ausräumen, machten das Projekt allerdings auch immer teurer.
1985 verweigerte das Land Nordrhein-Westfalen gegen den Wunsch der Bundesregierung die Betriebsgenehmigung. Am 21. März 1991 wurde die Stilllegung beschlossen. Eine Inbetriebnahme hätte zur radioaktiven Kontamination der Anlage geführt und zu hohen Rückbaukosten geführt. Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber verkündete deshalb das endgültige Aus für das Kraftwerk.
Durch die gewaltigen Kosten beim Bau und die jahrelange Bereithaltung für einen eventuellen späteren Betrieb handelt es sich um die größte Investitionsruine Deutschlands.
Heute ein „Wunderland“
1995 kaufte der niederländische Investor Hennie van der Most das Gelände und wandelte es in den Vergnügungspark „Wunderland Kalkar“ um.