Atomkraftwerk Lingen

Atomkraftwerk
Atomkraftwerk Lingen
Foto: Karl-Ludwig Poggemann
Status:
Abriss läuft
Standort:
Lingen
Kategorie:
Atomkraftwerk
Inbetriebnahme:
01. Jul 1968
Betriebsende:
05. Jan 1979

In Lingen (Ems) befindet sich nicht nur das Atomkraftwerk Emsland, sondern auch das 1977 stillgelegte AKW Lingen (AKW Lingen I). Es wurde nicht abgerissen, sondern befindet sich seit März 1988 im „temporären Einschluss“.

Die Anlage befindet sich in Nachbarschaft zum Atomkraftwerk Emsland mit Zwischenlager und der Brennelementefabrik Lingen.

Das AKW Lingen ist ein vergleichsweise kleiner Siedewasserreaktor mit 252 Megawatt Leistung, der Anfang 1968 als Demonstrationsanlage für spätere Siedewasserreaktoren in Betrieb genommen wurde. Eigentümer ist die RWE Power AG.

Reparatur zu teuer

Bereits kurz nach der Inbetriebnahme musste der Reaktor wegen diverser Mängel mehrmals abgeschaltet werden. 1969 kam es reihenweise zu Stillständen aufgrund verschiedener Ursachen. Am 1. August 1969 gelangte aus zwei Lecks eine erhöhte Menge radioaktiven Wassers in die Ems. Nach einer langen Pannenserie kam es 1977 zu einem schweren Maschinenschaden am Dampfumformersystem. Dessen Reparatur war dem Betreiber zu kostspielig, so dass er den Meiler am 5. Januar 1977 endgültig abschaltete.

Das Stilllegungsverfahren begann am 21. November 1985. Anstatt das AKW direkt zurückzubauen, entschied man sich, den Reaktor für Jahrzehnte einzumauern, damit die Radioaktivität im Inneren abklingt und die Arbeiten später „weniger gefährlich“ sind. Schon seit dem 30. März 1988 befindet sich das AKW im „temporären Einschluß“. Am 15. Dezember 2008 wurde ein Antrag für den Rückbau gestellt.

Ende 2012 gab die EU-Kommission eine positive Stellungnahme zum Rückbau des AKW Lingen ab. Die Arbeiten sollten im Folgejahr starten. 2014 wurde das Rückbaukonzept öffentlich erörtert. Im Dezember 2015 genehmigte das niedersächsische Umweltministerium das Teilprojekt 1 des Abbaus. Es umfasst im Wesentlichen die Anpassung der Infrastruktur für den Rückbau und die Deinstallation der nicht mehr erforderlichen Anlagenteile. Der Reaktor selbst ist davon noch nicht betroffen.

Lingen bleibt Zwischenlager

Der radioaktive Schrott soll bis zur Inbetriebnahme eines zentralen Atommüll-Lagers – die Betreiber sehen Schacht Konrad vor – im Reaktorgebäude zwischengelagert werden. Laut RWE soll der Rückbau etwa zwanzig Jahre dauern. Dafür hat das Unternehmen eine dreistellige Millionensumme zurückgestellt.

weitere Infos:

  • Atommüll-Report: AKW Lingen

  • 1989/90 wurde auf dem Kraftwerksgelände des AKW Lingen Molkepulver aus Bayern gelagert, das infolge der Katastrophe von Tschernobyl radioaktiv belastet war. Mittels eines Ionenaustauschverfahrens wurde die Belastung mit Caesium-137 von 8.000 Bq/kg auf 100 Bq/kg reduziert und das so behandelte Pulver als Viehfutter verwendet. Der verbleibende radioaktive Abfall wurde nach Morsleben gebracht.