Atomkraftwerk Würgassen
2014 verkündete der Betreiber Eon: Nach 17 Jahren ist der Rückbau des Atomkraftwerks Würgassen beendet. Was bleibt ist allerdings ein Zwischenlager mit 10.000 Fässern Atommüll, von dem heute noch niemand weiß, wohin damit.
Der mit 630 Megawatt vergleichsweise kleine Siedewasserreaktor in Nordrhein-Westfalen war das erste vollständig kommerziell genutzte AKW in der Bundesrepublik. Geplant war ursprünglich ein Betrieb des Kraftwerkes bis ins Jahr 2010.
Im Oktober 1994 wurden allerdings bei einer Routineinspektion Haarrisse im Kernmantel des Reaktors gefunden, die eine Länge bis zu 60 mm hatten. Werkstoff-Fehler bei der Fertigung wurden attestiert, doch ob die Risse während des Baus oder Betriebs entstanden sind, konnte nicht ermittelt werden. Die Behörden verlangten umfangreiche Reparaturarbeiten, die der Betreiber auf 200 Millionen Mark bezifferte und eine Stillstandzeit von zwei Jahren bedeutet hätte. Dem damaligen Betreiber, der PreussenElektra, war die Reparatur zu teuer, und sie beschloss, das damals älteste kommerzielle Atomkraftwerk Deutschlands stillzulegen.
Drei Jahre nach der Abschaltung begann der Abriss. Die Kosten für den Abbau der Kühltürme, des Reaktordruckbehälters, des Brennelemente-Lagerbeckens und der verstrahlten Komponenten des Kraftwerks stiegen immer mehr an. Inzwischen werden sie auf mindestens eine Milliarde Euro geschätzt. Das wäre ein Fünffaches der Baukosten.
Auch das umstrittene Thema „Freimessen“ spielt beim Rückbau des AKW Würgassen eine große Rolle. Schutt, der unterhalb bestimmter Grenzwerte lag, wurde u.a. auf der Hausmülldeponie Wehrden (Nordrhein-Westfalen) entsorgt.
Heute ist Würgassen offiziell „komplett rückgebaut“ und gilt seit 1. Oktober 2014 organisatorisch als Zwischenlager.
Zentrales Atommüll-Zwischenlager in Würgassen geplant
Am 06. März 2020 verkündete die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) völlig unerwartet, in Würgassen am alten AKW-Standort ein zentrales Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle zu errichten. In dieses „Logistikzentrum“ soll ab 2027 der ganze schwach- und mittelradioaktive Müll aus den derzeitigen Zwischenlagern im ganzen Bundesgebiet gebracht werden. In Würgassen soll der Müll dann sortiert werden und anschließend in das 90 km entfernte Salzgitter zur langfristigen Atommülllagerung im Schacht Konrad transportiert werden.
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