Atomkraftwerk Isar-1

Atomkraftwerk
Atomkraftwerk Isar-1
Foto: H.A. / Wikimedia
Status:
Abriss läuft
Standort:
Landshut
Kategorie:
Atomkraftwerk
Inbetriebnahme:
21. Mär 1979
Betriebsende:
17. Mär 2011

Das Atomkraftwerk Isar befindet sich in Bayern an der Isar, nahe Landshut im Süden Deutschlands. Der Siedewasserreaktor Block 1 wurde nach dem GAU von Fukushima im März 2011 zwangsabgeschaltet.

Am Standort befinden sich zudem der Reaktorblock Isar II (KKI-2) und ein Standortzwischenlager.

Nach dem Atomkonsens aus dem Jahre 2000 bekam die Anlage Reststrommengen für eine Abschaltung im Jahr 2011 zugeteilt. 2010 beschloss die damalige schwarz/gelbe Bundesregierung eine Laufzeitverlängerung bis 2019. Nach dem durch den GAU in Fukushima eingeleiteten Atomausstieg verlor der Meiler 2011 seine Betriebserlaubnis, genauso wie die nahezu baugleichen Meiler Brunsbüttel, Philippsburg Block 1 und Krümmel. Isar-1 gehört wegen seiner bauartbedingten Schwachstellen zu den besonders umstrittenen Atomkraftwerken in Deutschland.

Im Mai 1977 gab es erstmals Proteste gegen das AKW Isar. Etwa 2000 Atomkraftgegner*innen nahmen an der Demonstration teil.

Trotz mehrfacher Störungen zu Beginn des Betriebs galt das Kraftwerk als „Demonstrationsanlage“ in Bayern. Der Reaktor wurde erstmals am 20. November 1977 kritisch gefahren, um den Probebetrieb aufzunehmen. Acht Tage später kam es allerdings aufgrund des Ausfalls aller Kühlwasserpumpen zu einer von Hand ausgelösten Schnellabschaltung. Vier weitere Abschaltungen folgten bis zum 20. Dezember 1977. Anfang 1978 zerlegte sich eine Kühlmittelpumpe, deren Teile sich im Primärkreislauf verteilten. Man konnte allerdings nur zwei Drittel der Fragmente wiederfinden. Risse im Rohrleistungssystem, durch die Dampf ausdrang, waren 1978 Grund für einen längeren Stillstand.

Stilllegungsforderungen schon 1979

Ende März 1979 musste die Anlage wegen mehrerer Lecks an Frischdampfleitungen vom Netz. Im Mai wurden 30 Liter radioaktives Wasser in die Isar geleitet. Am 17. November wurden nochmals 200 Liter radioaktives Wasser in die Isar abgeleitet. Seitens der SPD gab es erste Stilllegungsforderungen.

Am 27. März 1980 gab es erneut eine Leckage an einer Frischdampfleitung. Das Innenministerium wertet diesen Störfall der Kategorie A zu, damals intern die höchste Stufe. 1988 wurden an vier Ventilen leichte Beschädigungen durch Knallgasexplosionen festgestellt. Im Jahr 1989 forderte der Bund Naturschutz die Stilllegung von Isar 1, weil die Anlage im erhöhten Maße radioaktives Wasser in die Isar geleitet haben soll.

1989 fielen bei einem Unfall Teile eines Kugellagers in den offenen Reaktor. Nicht alle Kugeln wurde wiedergefunden, der Reaktor trotzdem wieder in Betrieb genommen.

In einem Bericht des TÜV SÜD und des Bund Naturschutz wurden dünne Wände, ein dünner Sicherheitsbehälter, Fehlen eines zweiten Kühlkreislaufs und ein veraltetes Notstromsystem als die wesentlichen Kritikpunkte genannt.

Der Standort Isar liegt direkt in der Einflugschneise des Münchener Flughafens. 1988 stürzte in zwei Kilometer Entfernung vom Atomkraftwerk ein Kampfflugzeug ab. Im Oktober 2010 wurde bekannt, dass es für den Fall eines GAU keine Evakuierungspläne für die Umgebung gibt.

Abriss

Am 24. Januar 2017 erteilte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz PreussenElektra die Genehmigung für Stilllegung und Abriss von Isar-1. Die Arbeiten sollen noch 2017 beginnen und 15 Jahre später abgeschlossen sein. Im Maschinenhaus wird begonnen, etwa ab 2030 werde der Abriss auch von außen sichtbar, so der Betreiber. Die Kosten werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt.

Atomkraftgegner*innen warnen davor, dass große Mengen schwachradioaktiver Abrissmaterialien durch das sogenannte „Freimessen“ wieder in den Wertstoffkreislauf gelangt. Alle Brennstäbe wurden aus dem Reaktorkern entfernt, allerdings befinden sich noch bis etwa 2020 hochradioaktive Brennstäbe im Abklingbecken. Zuvor mit Abrissarbeiten zu beginnen bedeutet ein zusätzliches Risiko.

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