Atomkraftwerk Gundremmingen-A
Gundremmingen-A war mit seiner Inbetriebnahme 1966 der erste kommerzielle Atomreaktor der BRD zur industriellen Stromerzeugung und gleichzeitig das damals weltweit größte AKW.
Am Standort Gundremmingen befinden sich die Siedewasserreaktoren Block B und Block C sowie ein Zwischenlager für Atommüll.
Der Reaktor wurde damals komplett in amerikanischer Lizenz gebaut und wurde auch "Demonstrationskraftwerk Gundremmingen" genannt, da hier entscheidende Erkenntnisse für den Bau von großen AKW gewonnen wurden.
Im Block A fielen bis zum Jahr 1980 insgesamt 120 Tonnen abgebrannter Kernbrennstoff an. Davon wurden 102 Tonnen zur Wiederaufarbeitung ins Ausland und 10,5 Tonnen in der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe gebracht. Der Rest wurde zur Zwischenlagerung nach Schweden transportiert. Kontaminierte Stahlteile wurden in Behälter gegossen und im Zwischenlager Mitterteich eingelagert. Auch in der Asse-2 lagert Atommüll aus Gundremmingen.
Katastrophen-Warnungen schon vor Inbetriebnahme
Das Reaktorkonzept von Gundremmingen A wurde schon 1963 von der Reaktorsicherheitskommission und dem TÜV Süd kritisiert. Es wurde vor einem „Bruch der Speisewasserleitung“ und ein Versagen der Notkühlung gewarnt, zu befürchten sei ein massiver Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre und eine „ungeheure Katastrophe“. Bayern ignorierte die Zweifel und baute den Reaktor ohne atomrechtliche Genehmigung. Diese wurde erst nach der Inbetriebnahme erteilt.
Schwere Störfälle
Bereits im Februar 1967 wurde der Dampferzeuger überspeist. Eine Schweißnaht brach und gab radioaktiven Dampf frei. Dabei entstanden auch Schäden am Dampferzeuger. Im April 1969 trat wieder ein Leck in einer Dampfleitung auf, Radioaktivität drang in den Sicherheitsbehälter. Beim Auswechseln der Brennelemente im Mai 1969 ware 60 von 368 defekt, im Juni 1970 bestand bei 33 von 143 Brennelementen der Verdacht auf Schäden, im Juni 1971 bei 38 von 91.
Im August 1969 gelangten durch das Öffnen eines falschen Ventils 20 Tonnen Wasser aus dem Zwischenlager-Becken in den Flutraum. Starke Materialbelastung durch kaltes Wasser war die Folge. Im Oktober gab die "Automatik" mehrfach und ohne Grund "GAU-Alarm". Als Ursache wurde ein falsch eingestelltes Ventil ermittelt.
Im November 1975 wurden zwei Monteure bei der Reparatur eines Ventils durch vier Liter ausströmenden radioaktiven Dampf aus dem Primärkühlkreislauf tödlich verbrüht. Im Mai 1976 wurden Risse im Speisewasser-Verteiler festgestellt.
Totalschaden und Aus
Nach zehn Betriebsjahren erfolgte am 13.01.1977 ein Kurzschluß in den Stromleitungen außerhalb des AKW. Wegen der Eislast auf den Hochspannungsleitungen war die Fortleitung des Stroms unterbrochen worden. Durch den Netzausfall kam es im AKW Gundremmingen A zu einer Reaktorschnellabschaltung, eine ganze Serie von Pannen und Fehlern führte zum „Totalschaden“. Durch Fehlsteuerungen kam es zu einem schnellen Druckanstieg und zur Dampfabblasung ins Reaktorgebäude. Innerhalb wenigen Sekunden strömten 200.000 Liter radioaktiver Dampf aus. Sicherheitsventile und Rohrleitungen bekamen Risse. Nach rund zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser drei bis vier Meter hoch, die Temperatur war auf dramastische 80 Grad Celsius angestiegen. Vier Tage später wurde Radioaktivität aus dem Reaktorgebäude über den Kamin freigesetzt. Der TÜV verordnete ein völlig neues Sicherheitskonzept. Die Politik und Aufsichtsbehörden verlangten eine Modernisierung der Leit- und Sicherheitstechnik auf den Stand der Technik. Die geforderten Baumaßnahmen zur Nachbesserung hätten ca. 180 Millionen DM gekostet, was den Betreibern der Anlage zu teuer war.
Stilllegung und Abriss
Im Januar 1980 beschlossen die Betreiber die Stilllegung, mit der am 26.05.1983 begonnen wurde. Ab 1990 wurde der Reaktor abgerissen. Insgesamt sollten laut einer Schätzung von 2001 der gesamte Abbruch der Anlage und die Lagerung des radioaktiven Mülls rund 500 Millionen DM kosten. Das verstrahlte Reaktordruckgefäß wurde bis Ende 2001 unter Wasser klein geschnitten und verpackt. 2005 wurde nach über 20 Jahren Abriss als letztes großes Bauteil die Bodenpfanne des Reaktordruckgefäßes entfernt, die Betonhülle steht noch. Aktuellere Schätzungen beziffern die Abriss-Kosten auf 2,2 Milliarden Euro.
Im Januar 2006 genehmigte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz den Bau eines sogenannten Technologiezentrums im Bereich des ehemaligen Block A. Dort werden seitdem mechanische und chemischen Behandlung, Dekontamination von Atomkraftwerksteilen und Reststoffen aus dem laufenden Betrieb der Nachbarblöcke B und C sowie Instandhaltung von Kraftwerkskomponenten durchgeführt.
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