Atomkraftwerk Brokdorf

Atomkraftwerk
Atomkraftwerk Brokdorf
Foto: Tobias Langguth
Status:
außer Betrieb
Standort:
Brokdorf
Kategorie:
Atomkraftwerk
Inbetriebnahme:
22. Dez 1986
Betriebsende:
31. Dez 2021
Protestaktion am AKW Brokdorf, 2013
Foto: publixviewing.de

Das Atomkraftwerk Brokdorf schrieb schon während der Bauphase Geschichte, als 1981 zehntausende Menschen den Bauplatz besetzten und sich teilweise heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Seit dem 31.12.2021 ist es endlich vom Netz.

Neben dem Reaktor wurde ein Standortzwischenlager für die hochradioaktiven Abfälle gebaut.

Das Atomkraftwerk befindet sich nahe der Gemeinde Brokdorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein, etwa 50km nordwestlich von Hamburg, direkt an der Elbe. Die Planungen für den großen Druckwasserreaktor begannen in den 70er Jahren, der Bau startete 1976.

Wenige Monaten nach Baubeginn wurde 1977 per Gerichtsbeschluss ein Baustopp verhängt. Nach vierjähriger Pause wurde die Errichtung des Meilers im Frühjahr 1981 unter starken Protesten fortgesetzt.

Am 8. Oktober 1986 (kommerzieller Betrieb ab Dezember 1986) wurde das AKW als weltweit erste Anlage nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Betrieb genommen.

Sicherheitssysteme unzureichend

Während des Betriebes war die Anlage hoch umstritten. So reichten zum Beispiel die Sicherheitssysteme des Atomkraftwerks nicht aus, um eine Kernschmelzkatastrophe mit massiver Freisetzung radioaktiver Stoffe zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer gutachterlichen Stellungnahme, die Dipl.-Ing. Dieter Majer, Ministerialdirigent a.D., 2013 im Auftrag der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt verfasst hatte. Majer listete damals 21 mögliche Unfallszenarien auf, die im AKW Brokdorf zu einer Kernschmelze und damit zur großflächigen Freisetzung radioaktiver Stoffe führen können.

Heftige Proteste während der Bauphase

Gegen die Planung und den Bau des Kraftwerks fanden seit November 1976 zahlreiche Demonstrationen statt. Nachdem während des Baustopps Ende 1980 bekannt wurde, dass es wahrscheinlich zu einer Fortsetzung des Baus kommen würde, nahmen am 28. Februar 1981 in der Wilster Marsch weit mehr als 80.000 Menschen an einer Großdemonstration teil, die bis dahin größte gegen Atomkraft in der Bundesrepublik. Am Rande wurden etwa 200 Demonstranten bei heftigen Krawallen am Bauzaun verletzt, rund 10.000 Polizisten waren im Einsatz.

Blockade des AKW Brokdorf, 2010
Foto: publixviewing.de

Die juristische Auseinandersetzung um die Demonstration wurde später Gegenstand des Brokdorf-Beschlusses vor dem Bundesverfassungsgericht, der sich mit der Versammlungsfreiheit befasste. Am 25. Mai 1981 trat Hamburgs Bürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD) auch wegen der Politik um den Bau des AKWs in Brokdorf von seinem Amt zurück.

Vor dem Tor des Atommeilers in der Wilstermarsch demonstrieren am 6. eines jeden Monats AtomkraftgegnerInnen für die Stilllegung.

Eine der größten Anti-Atom-Aktionen in den letzten Jahren war 2010 die „Kettenreaktion“: Am 24. April nahmen sich 120.000 Menschen an die Hände und demonstrierten zwischen Brunsbüttel - Brokdorf - Krümmel ihre Ablehnung gegen die von der geld-schwarzen Bundesregierung geplanten Laufzeitverlängerung für alle deutschen Meiler.

Projektion am 30.12.2021
Foto: Kina Becker

„Dat Ding is ut!“

„Schluss! Endlich!“ - Mit einer Projektion dieser Slogans auf die Kuppel des Meilers unterstrich .ausgestrahlt am 30. Dezember 2021 die Freude vieler Menschen, dass Brokdorf endlich vom Netz ist.

weitere Infos: