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Schere, Stein, Papier
Der Atommüll soll einige Hundert Meter tief unter der Erde lagern. Drei Gesteinsarten stehen zur Auswahl, doch der Vergleich wirft Probleme auf.
Weltweit existiert kein einziges dauerhaftes Lager für hochradioaktive Abfälle. Die Frage, wie und ob Atommüll über Jahrtausende hinweg von der Biosphäre abgeschirmt sicher eingeschlossen werden kann, ist nach wie vor ungeklärt. Deutschland hat sich dennoch auf eine Methode festgelegt und forscht kaum nach Alternativen. Der Atommüll soll laut Standortauswahlgesetz (StandAG) unterirdisch in einem zu diesem Zweck errichteten Bergwerk lagern.
In Deutschland kommen dafür drei Wirtsgesteine infrage: Ton, Steinsalz und Kristallin (Granit). Aber welches ist am besten geeignet? Jede der drei Gesteinsarten besitzt charakteristische Eigenschaften, die für eine Eignung als Atommüll-Lagerstätte sprechen. Darüber hinaus haben jedoch alle drei besondere Merkmale, die Sicherheitsprobleme auf-werfen. Granit etwa hat hat eine hohe Festigkeit und Stabilität. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass durch Rissbildungen im Gestein Wasser eindringt und Radioaktivität austritt. Ton dagegen ist formbar und kann Risse selbst verschließen. Allerdings ist er nicht hitzebeständig, was angesichts der hohen Temperaturen der hochradioaktiven Abfälle zum Nachteil gerät. Steinsalz leitet zwar gut Wärme ab. Das Gestein ist aber bekanntlich wasserlöslich.
Jede der beschriebenen Eigenschaften könnte unter bestimmten Voraussetzungen fatale Auswirkungen auf die Sicherheit eines Atommüll-Lagers haben. Entscheidend für die Bewertung der Gesteinsvorkommen sind die spezifische Beschaffenheit sowie die Entwicklungsprognose der Gebirgszone für die kommenden eine Million Jahre.
Die Vor- und Nachteile der Gesteine und der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort lassen sich nicht einfach gegeneinander aufwiegen; sie sind immerzu ambivalent. Es ist wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen und Pflaumen.
Das StandAG begegnet diesem Problem nicht angemessen. Es bietet keine adäquate, wissenschaftliche Form der Gegenüberstellung und Gewichtung von Standorten verschiedener Gesteinstypen, sondern bleibt ungenau und schwammig. Dies öffnet einer politischen Einflussnahme bei der Standortwahl alle Türen. Das ist kein Zufall, sondern ein Ergebnis des politischen Gerangels in der Atommüll-Kommission, die das Standortauswahlgesetz von 2017 vorbereitet hat. Einige Mitglieder der Kommission haben dort auf Kosten des Verfahrens ihre landespolitischen Interessen durchgeboxt. Am Ende entscheidet, wer die stärkste Stimme hat.