1 Jahr Atom-Aus: Erneuerbare zwingen Kohlekraftwerke in die Knie
Am 15. April 2023 gingen die letzten drei AKW in Deutschland vom Netz – ein Erfolg des jahrzehntelangen, hartnäckigen Protests und Engagements von Hunderttausenden Atomkraftgegner*innen. Das Abschalten der AKW hat das Risiko eines schweren Atomunfalls in Deutschland drastisch reduziert und die Atommüll-Produktion gestoppt. Doch das ist noch nicht alles.
Atomausstieg boostert Kohleausstieg
Ein Jahr nach dem AKW-Aus sind die nächsten Früchte des historischen Erfolgs bereits deutlich zu erkennen:
- Die Kohleverstromung in Deutschland sinkt auf ein Rekordtief. In den 12 Monaten nach dem Abschalten der AKW verfeuerten Kraftwerke fast ein Drittel weniger Braunkohle und nur gut halb so viel Steinkohle wie in den 12 Monaten zuvor. Geht es in diesem Tempo weiter, ist der Kohleausstieg in wenigen Jahren vollendet.
- Das Plus bei Wind- und Solarstrom hat den weggefallenen Atomstrom schon im ersten Jahr mehr als ersetzt.
- Europaweit ist sowohl Atomkraft als auch die fossile Stromerzeugung auf dem Rückzug.
Diese Entwicklung ist eine Folge des Booms der erneuerbaren Energien. Es war maßgeblich die Anti-Atom-Bewegung, die diesen Siegeszug mit losgetreten, politisch durchgesetzt und ökonomisch möglich gemacht hat. Der Atomausstieg ist ein Booster für Energiewende und Klimaschutz.
→ Mehr Zahlen und Hintergründe im Blog-Beitrag „Ein Jahr ohne AKW – wie gut“.
Von Atomkraft reden – aber Erneuerbare bauen
Tatsächlich bauen auch die Länder, die gerade sehr laut von Atomkraft und neuen Atom-Projekten reden, real vor allem die erneuerbaren Energien aus. In den vergangenen 35 Jahren nahm die Zahl der AKW in der EU um mehr als ein Viertel ab. Tatsächlich in Bau sind ganze 2 Reaktoren – der eine seit 17, der andere seit 39 Jahren. Von den allermeisten Reaktoren, die in den kommenden Jahrzehnten angeblich errichtet werden sollen, gibt es bis heute nicht einmal ein fertiges Konzept auf dem Papier.
Dass die Atom-Lobby insbesondere auf EU-Ebene massiv darum kämpft, Klimaschutz-Milliarden für Atomprojekte zweckentfremden zu dürfen, zeigt deutlich, wie abhängig die Atom-Träume von öffentlichen Geldern sind: Ohne massive staatliche Subventionen hat Atomkraft keine Chance. Umso mehr müssen wir dafür kämpfen, dass die für Energiewende und Klimaschutz-Investitionen nötigen Milliarden nicht für Atom-Projekte vergeudet werden.
Atomdebatte in Deutschland
Rechte Parteien in Deutschland haben die Forderung nach einen Wiedereinstieg in die Atomkraft als Thema entdeckt. Gerade weil weit und breit niemand in Sicht ist, der hierzulande wieder Atomkraftwerke bauen, bezahlen und betreiben wollte oder könnte – selbst die AKW-Betreiber haben ja schon abgewunken –, hoffen sie, mit der Forderung danach billig punkten zu können.
Gefährlich ist das trotzdem. Nicht nur, weil aus parteitaktischen Gründen bisweilen selbst absurdeste Wahlkampfforderungen am Ende doch angegangen werden – Stichwort „Ausländermaut“. Sondern vor allem, weil es Atomkraft als angebliche Alternative zur Energiewende präsentiert – und den Klimaschutz damit ausbremst. Solchen Bestrebungen müssen wir mit einem entschiedenen „Atomkraft? Nie wieder!“ entgegentreten.
Noch viel zu tun!
Das Abschalten der AKW beweist: Wenn sich viele gemeinsam engagieren, können sie große Veränderungen bewirken und sich auch gegen sehr mächtige Interessen und Gegenspieler*innen durchsetzen. Das macht Mut für alle noch vor uns liegenden Herausforderungen. Die Auseinandersetzung um Atomkraft aber ist noch nicht beendet.
Atommüll und wohin damit
Kein Gramm Atommüll ist bisher sicher entsorgt. Berge an hoch-, mittel- und schwachradioaktiven Abfällen müssen möglichst sicher gelagert werden. Die Genehmigungen der Zwischenlager laufen in wenigen Jahren aus, ein „Endlager“ ist auf absehbare Zeit weiter nicht in Sicht.
Atomindustrie und Atomforschung
Zahlreiche Firmen in Deutschland machen weiter Atom-Geschäfte im In- und Ausland, von den Uranfabriken in Lingen und Gronau bis zu Zulieferern und Dienstleistern für AKW-Projekte weltweit. Selbst Forschung für neue Reaktoren findet
in Deutschland noch statt – finanziert mit Steuergeldern.
Pro-Atom-Politik der EU
Auf EU-Ebene setzt die Atomlobby bei jeder Gelegenheit alles daran, Atomkraft grünzuwaschen, günstige Bedingungen für AKW zu schaffen und Klimaschutzmilliarden in Atom-Projekte umzuleiten.
AKW in Nachbarländern
In etlichen Nachbarländern Deutschlands sind noch AKW in Betrieb, manche direkt an der Grenze, viele mit gravierenden Sicherheitsmängeln. Laufzeitverlängerungen und sogar AKW-Neubauten sind geplant.
.ausgestrahlt wird sich weiter um diese Themen kümmern und mit Deiner Unterstützung weiter Druck machen gegen Atomkraft und Atomgefahren.
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Flyer: Gemeinsam gewonnen - noch viel zu tun!
Hunderttausende haben sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten für ein Ende der Atomkraft-Nutzung in Deutschland eingesetzt. Sie haben demonstriert, gekämpft, argumentiert und diskutiert, gestritten, geklagt und protestiert – und so den guten Argumenten gegen Atomkraft immer wieder Gehör und Geltung verschafft.
Die Anti-Atom-Bewegung hat nicht nur den Atomausstieg erzwungen und damit das Atom-Risiko in Deutschland drastisch reduziert. Sie hat auch den weltweiten Siegeszug der erneuerbaren Energien mit losgetreten – einem der wichtigsten Hebel im Kampf gegen die Klimakatastrophe.
Flyer DIN lang, vierseitig