Pressemitteilung
EnBW täuscht Öffentlichkeit über den Zustand des AKW Neckarwestheim
Neue Befunde zeigen, dass Risse in den Dampferzeuger-Heizrohren des AKW nicht etwa langsamer, sondern sogar schneller entstehen und schneller wachsen als in den Jahren zuvor / Messmethode 2018 war fehlerhaft / Weitere Risse sind zu erwarten
Zur Behauptung von EnBW (PM vom 2.9.2018), die getroffenen Maßnahmen gegen die Rissbildung im AKW Neckarwestheim-2 zeigten bereits „erste Erfolge“, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-.Atom-Organisation .ausgestrahlt:
„EnBW führt die Öffentlichkeit mit ihren Angaben zu den Risschäden im AKW Neckarwestheim‑2 in die Irre. Anders als von EnBW suggeriert wird das Rissproblem nicht etwa kleiner, sondern größer. Denn von den 191 jetzt entdeckten Rissen war nach Angaben des Umweltministeriums vermutlich nur rund die Hälfte schon im Herbst 2018 vorhanden. Demnach sind etwa 95 Risse in den vergangenen neun Monaten neu entstanden. In dieser kurzen Zeit haben sie nach den derzeit vorliegenden Informationen die Wände der vom radioaktiven Reaktorwasser durchströmten Heizrohre stellenweise bis zu 70 Prozent zerstört, so dass nur noch eine Restwandstärke von weniger als 0,4 Millimetern übrig blieb.
Die im vergangenen Herbst entdeckten 101 Risse hatten die Rohrwände zwar schon bis zu 91 Prozent durchdrungen. Der von EnBW und Umweltministerium vertretenen Hypothese zufolge hatten sie dafür allerdings auch bis zu acht Jahre Zeit: EnBW hatte 2010 begonnen, Sauerstoff in den Dampfkreislauf einzuspeisen, woraufhin sich verstärkt Eisenoxid bildete und in den Dampferzeugern ablagerte. Daran hefteten sich der Hypothese zufolge dann die für die Rissbildung nötigen Stoffe.
Weil EnBW bei den Untersuchungen im Herbst 2018 eine ungeeignete Messsonde verwendet hat, sind damals etwa 95 Risse übersehen worden. Der Messfehler war weder Atomaufsicht noch Gutachtern aufgefallen. Zählt man diese Risse zu den 101 damals schon entdeckten hinzu, macht das insgesamt 196 Risse mit Wanddickenschwächungen von bis zu 91 Prozent, die im Zeitraum von acht Jahren entstanden sind. Demgegenüber stehen 95 neue, ab November 2018 entstandene Risse mit Wanddickenschwächungen von bis zu 70 Prozent.
Wahrscheinlich sind also in den vergangenen neun Monaten mehr Risse entstanden und schneller gewachsen, als im selben Zeitraum zuvor – allen Gegenmaßnahmen zum Trotz. Unter Umständen sind die Rohre bereits so vorgeschädigt, dass eine weitere Verschlimmerung nicht zu verhindern ist. Die Atomaufsicht hat eingestanden, dass auch in den kommenden Jahren mit weiteren Rissen zu rechnen ist (Heilbronner Stimme, 4.9.). Einen derart maroden Reaktor unter diesen Umständen wieder ans Netz zu lassen, ist schlicht unverantwortlich. EnBW ist ein staatliches Unternehmen. Die Landesregierung Baden-Württemberg als Hauptanteilseigner kann und sollte EnBW anweisen, den Meiler endlich abzuschalten.“