Pressemitteilung
Atomfabrik Lingen: Kooperationspartner an Sabotage in der Ostsee beteiligt?
Neue Bundesregierung muss Zusammenarbeit der Brennelemente-Fabrik im Emsland mit dem Kreml-Konzern Rosatom untersagen
Am 15. Oktober letzten Jahres beobachteten Atomkraftgegner*innen ein ungewöhnliches Seemanöver des regelmäßig für Urantransporte eingesetzten Frachters „Baltiyskiy-202“: Das Schiff, das wenige Tage zuvor via Rotterdam die Brennelementefabrik Lingen mit russischem Uran beliefert hatte, legte auf dem Rückweg nach St. Petersburg eine merkwürdige Pause ein. Vor der Ostküste Gotlands unterbrach es für rund 24 Stunden seine reguläre Fahrt und zog mit niedriger Geschwindigkeit eine Schleife von etwa 20 Seemeilen Länge − exakt über dem Gebiet, in dem das Unterseekabel zwischen Schweden und Lettland verläuft, das Ende Januar zum Ziel eines Sabotageaktes wurde. Erst nach dem schnellen Herannahen des Nato-Minenjagdboots „M1059“ unterbrach die Baltiyskiy-202 das Manöver und setzte ihre Fahrt nach Russland fort.
Vor wenigen Tagen erreichte die „Mikhail Dudin“ Rotterdam. Auch dieses Schiff transportiert im Auftrag von Rosatom regelmäßig Uran über Ost- und Nordsee nach Europa.
Hierzu erklärt Bettina Ackermann von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: „Der Verdacht steht im Raum, dass die russische Atombehörde Rosatom in mögliche Sabotageakte in der Ostsee verstrickt ist. Das stellt den geplanten Einstieg des Kreml-Konzerns in die Brennelementefertigung in Lingen nochmal in ein ganz anderes Licht. Wir fragen: Was wissen die Sicherheitsbehörden über die sonderbaren Aktivitäten der russischen Uranfrachter? Nutzt Rosatom die Abhängigkeit der AKW-Betreiber in der EU von russischen Uranlieferungen aus für Spionage und Sabotage in der Ostsee? Wieso drehte die Baltiyskiy-202 genau dort eine Schleife, wo wenig später das Unterseekabel beschädigt wurde? Ist auch der Uranfrachter ‚Mikhail Dudin‘ bereits mit verdächtigen Manövern aufgefallen? Mit welchen Aktionen ist bei seiner aktuellen Fahrt zu rechnen?
Die Zusammenarbeit von Framatome/ANF mit der russischen Atombehörde Rosatom ist für den Kreml ein entscheidender Hebel, seine geopolitische Macht in Europa weiter auszubauen. Die neue Bundesregierung muss dies verhindern und die Genehmigung für den Einstieg von Rosatom in die Brennelementefertigung in Lingen versagen. Die EU muss endlich auch den russischen Atomsektor sanktionieren.“
Alexander Vent vom Bündnis AgiEL ergänzt:
„Die Schleife der Baltiyskiy-202 ist kein skurriler Zufall. Sollte sich der Sabotage-Verdacht bestätigen, ist Framatome/ANF mit in der Verantwortung. Die Zusammenarbeit mit Rosatom ist absolut unverantwortlich und muss ebenso wie die Uranimporte aus Russland sofort beendet werden.“
Belege für das ungewöhnliche Seemanöver der Baltiyskiy-202 liegen den Anti-Atom-Initiativen vor und können bei Interesse angefordert werden.