Das neue .ausgestrahlt-Magazin ist da! Themen sind unter anderem: Stresstest und Einsatzreserve der AKW, Riss-Reaktor Neckarwestheim, das AKW Saporischschja in der Ukraine und Atom-Probleme der Schweiz.
Der 2011 nach Fukushima vereinbarte Atomausstieg ist in ernster Gefahr. Sicherheitsstandards sollen aufgeweicht, AKW länger am Netz bleiben, hat ein grüner Minister verkündet. Müssen auch wir Atomkraftgegner*innen nun ein Opfer bringen? Unser Ziel zurückstellen, die Kröte eines Streckbetriebs oder einer „Einsatzreserve“ schlucken, wegen des Kriegs, der Pipelines ohne Gas, der Krise? Müssen wir, Zeitenwende und so weiter, nicht auch ein Stückchen abrücken von dem, was wir gefordert, wofür wir, zum Teil jahrzehntelang, gekämpft haben?
Oder sollten wir genau das nicht tun? Weil unsere guten Argumente immer noch gelten, weil unser Ziel, alle AKW abzuschalten, immer noch richtig ist, sogar noch richtiger geworden ist. Weil Verunsicherung und Angst, vor Energieknappheit, vor zu hohen Preisen und vor vielem mehr, keine guten Ratgeber sind? Und weil wir sehen, dass es CDU, CSU, FDP und AFD, die jahrzehntelang die Energiewende behindert und nun erneut die Atom-Debatte losgetreten haben, um ganz andere Ziele geht?
Viele stellen sich derzeit solche Fragen. Die Atomkraftwerke, so viele gute Gründe es gegen sie auch gibt, erscheinen manchen wie ein Halt im Meer der Unsicherheiten. Akzeptiere die AKW, und alles wird gut, suggerieren die Atom-Fans.
Was für ein Unsinn! Niemand kann sagen, was ein Weiterbetrieb der Reaktoren über den 31.12.2022 hinaus tatsächlich bringen soll. Der Stresstest jedenfalls gibt, wenn man ihn ernsthaft studiert, keine belastbare Begründung dafür her (auch wenn Robert Habeck anderes behauptet). Er wirft nur ein weiteres Licht auf Absurditäten des Strommarkts (Unsere Analyse „Falscher Stress“).
Völlig unter den Tisch fällt bei der ganzen Diskussion die Frage der Sicherheit der Reaktoren. Auffallend ist jedenfalls, dass viele derjenigen, die gerade einen Weiterbetrieb der AKW fordern, weder vom Zustand der Anlagen noch von den Anforderungen an sie eine Ahnung haben. Ein gutes Beispiel dafür sind die Risse, die in Neckarwestheim-2 und in Lingen (und mutmaßlich auch im AKW Isar-2) seit Jahren auftreten – Risse derselben Art wie in den französischen AKW, die deswegen gerade reihenweise stillliegen.
Den aktuellen Stand haben wir im Hintergrund-Artikel „Ris(s)kanter Plan“ zusammengetragen. Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim wird sich in der Causa Neckarwestheim-2 am 14. Dezember mit der Sache auseinandersetzen.
Sechs Wochen lang setzte die Anti-Atom-Radtour diesen Sommer ein Zeichen gegen Atomkraft, quer durch die Republik. Vor einem Jahr war offen, ob es, die Abschaltung der letzten AKW vor Augen, weiterhin ausreichend Förder*innen geben würde, die mit ihrem regelmäßigem Beitrag die Anti-Atom-Arbeit von .ausgestrahlt verlässlich finanzieren. Die Monate seither haben gezeigt, wie wichtig und unverzichtbar eine Organisation wie .ausgestrahlt weiterhin ist. ausgestrahlt wird weiter über die Atomgefahren aufklären und für einen echten Atomausstieg streiten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du .ausgestrahlt dabei unterstützt, mit Deinem Engagement und gerne auch finanziell. Für neue Förder*innen und solche, die ihren Beitrag aufstocken, winken wieder kleine Geschenke und mit etwas Glück auch wertvolle Preise – mehr dazu auf Seite 19 im Magazin.
weiterlesen:
- Ris(s)kanter Plan
10.10.2022: Zahlreiche AKW in Frankreich liegen still, weil sie gefährliche Risse aufweisen. AKW in Deutschland sollen deshalb länger laufen – trotz Rissen derselben Art. Der VGH Mannheim könnte diese Pläne stoppen: Am 14. Dezember verhandelt er die Klage gegen die Betriebserlaubnis für den Riss-Reaktor Neckarwestheim‑2 - Ohne Not und ohne Grund
6.10.2022: Strom sei auch ohne AKW genügend da, räumt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein. Dennoch will er den Weiterbetrieb der AKW Neckarwestheim‑2 und Isar‑2 ermöglichen – mit einer hanebüchenen Begründung. Kommt er damit durch? - Falscher Stress
5.10.2022: Der sogenannte Stresstest der Stromnetzbetreiber soll als Begründung für „Einsatzreserve“ und Weiterbetrieb der AKW herhalten. Tatsächlich zeigt er: Die Stromversorgung in Deutschland ist sicher, auch ohne jedes AKW. Gegen unwahrscheinliche, kurzzeitige Engpässe könnten viele Maßnahmen besser helfen. Und für mehr Stromexport braucht es mehr Leitungen, nicht mehr Kraftwerke. - „Jedes abgeschaltete AKW schafft Anreize für Erneuerbare“
27.10.2021 - Strommarkt-Experte Philipp Litz über Versorgungssicherheit beim Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare Energien, die Kosten einer verhinderten Energiewende und die Bedeutung des CO2-Preises für den künftigen Strommarkt. - Kalte und warme Hintern
21.10.2021: Sitzen Atomkraft-Fans bald im Dunkeln? Und warum sorgen sich ausgerechnet die größten Kohlefans und Energiewende-Blockierer plötzlich angeblich ums Klima? Eine Orientierung.