Uranmüll und Brennelemente: Die Ziele der Etappen 7 und 8 sind die Urananreicherungsanlagen in Gronau und Almelo sowie die Brennelementefabrik in Lingen. Aktionen und Programm: Infostopps, Kundgebungen und ein Bildervortrag.
Gronau – Anreicherung, Uranmüll und Uranmüllexport nach Russland
Die Urananreicherungsanlage Gronau (UAA) kann seit ihrer 2004 von der rot-grünen NRW-Landesregierung genehmigten Kapazitätsverdoppelung den Bedarf von rund 30 AKW decken. Zwar empfiehlt die Umweltministerkonferenz 2016 eine Schließung der Anlage, gemäß einem im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellten Rechtsgutachten wäre diese auch verfassungskonform. Ihre Forderung, die Anlage zu schließen, lassen die Grünen in den Ampel-Koalitionsverhandlungen 2021 allerdings fallen.
Von dem bei der Anreicherung anfallenden Uranmüll (abgereichertes Uran) hat Urenco bisher 45.000 Tonnen als „Wertstoff“ deklariert nach Russland transportiert, wo die Container mit dem giftigen Uranhexafluorid (UF6) unter freiem Himmel rosten. Der Rest lagert in einem gigantischen Zwischenlager auf dem Firmengelände in Gronau, genehmigt sind rund 100.000 Tonnen. Bei den „Endlager“-Planungen ist dieser Müll bisher nicht mit einkalkuliert.
Almelo (NL) – Urananreicherung
Die Urananreicherungsanlage Almelo gehört wie die in Gronau zum Urenco-Konzern, an dem RWE und Eon jeweils ein Sechstel der Anteile halten. Die Gaszentrifugen könnten auch waffenfähiges Uran produzieren. Eine Urenco-Tochter arbeitet an der Entwicklung eines „Small Modular Reactors“.
Stimmen von der Radtour
Die siebte Etappe ist pünktlich in Ahaus gestartet. Gleich am Vormittag gab es einen kurzen Halt mit Impulsvortag zu Atommüll-Lager in Ahaus. In Gronau haben Udo und Matthias uns über die Uranaufbereitungsanlage informiert. Gerd Schinkel hat die Kundgebung musikalisch begleitet. Wir sind auch an der Bahnstrecke vorbeigekommen, auf denen sonst die Urantransporte stattfinden. Durch den Krieg in der Ukraine finden zur Zeit eine Transporte statt.
Mittagspause, mit lecker Essen, bei einer wunderschöne Kapelle. Danach sollte sich die Tour teilen, aber alle haben sich entschlossen nach Almelo zufahren. In den Niederlanden ging es ohne Polizeibegleitung weiter, es hat alles ganz wunderbar geklappt, trotz der großen Gruppe. In Enschede sind weitere Radler*innen dazugestoßen. Gemeinsam ging es zur Uranaufbereitungsanlagen Almelo.
Die Etappe endete im wunderschönen Naturfreundehaus Almelo. Abends hat der Liedermacher Paco Plumtrack für Begeisterung gesorgt.
Sarah von .ausgestrahlt
Anti-Atom-Radtour: Von Ahaus nach Almelo
Lingen – Rissreaktor und Brennelementefabrik
Die Brennelementefabrik Lingen, bisher ebenfalls vom Atomausstieg ausgenommen, könnte etwa 35 AKW versorgen. Zu den Kunden gehören auch Uralt-AKW in direkter Nachbarschaft zu Deutschland, etwa in Tihange. Die Fabrik verarbeitet große Mengen Uran und Brennstoffpellets des russischen Staatskonzerns Rosatom (siehe Infografik Abhängig von Rosatom). Ein geplantes Joint-Venture mit Rosatom scheitert in letzter Sekunde wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Alterungsschäden im AKW – Augen zu bei RWE
Im AKW Emsland wurden sowohl 2019 als auch 2020 Risse nachgewiesen. Doch statt die Ursache der Risse zu beheben, verweigert RWE seither einfach jede Kontrolle der Rohre. Dabei ist es höchst wahrscheinlich, dass sich längst weitere Risse gebildet haben und immer noch bilden – das zeigen die Erfahrungen aus dem quasi baugleichen AKW Neckarwestheim.
Betroffen von den Rissen sind sehr dünnwandige Rohre (Dampferzeuger-Heizrohre), durch die das heiße, unter hohem Druck stehende radioaktive Wasser aus dem Reaktorkern strömt. Ein Bruch/Abriss auch nur eines einzigen dieser mehr als 16.000 Rohre wäre ein schwerer Kühlmittelverlust-Störfall, der unter Umständen bis zu einer Kernschmelze führen könnte.
Impressionen von Almelo bis Lingen
Stimmen von der Radtour
Am Morgen sind wir im Naturfreundehaus in Almelo aufgebrochen. Direkt hinter der Grenze empfing uns die deutsche Polizei, leider mit sehr viel weniger Begleitung, also Begleitschutz als üblich. Wir haben uns im Moment nämlich mit der Versammlungsbewilligung in Niedersachsen rumzuschlagen, die sehr schwammig formuliert ist, so dass uns nicht zugesichert ist, dass wir über die Straße nutzen dürfen. Wir müssen jeden Morgen mit der dann zuständigen Polizei abklären, wie wir wo die Straße benutzen dürfen. Das war jetzt an diesem ersten Tag sehr holprig und wir müssen gucken ob wir uns jetzt nachdem wir uns das noch ein bisschen weiter geguckt haben, gerichtlich dagegen wehren.…
Wir sind dann bei Urenco vorbeigefahren, dann aber stramm durch gestrampelt bis zur Mittagspause in Nordhorn. Die Mittagspause hatte Uschi, einer Aktiven vor Ort, perfekt für uns organisiert hatte.
Danach sind wir zum AKW Emsland gefahren, dort haben Alexander Vent und Matthias von Sova Münster über das AKW und die Brennelementefabrik berichtet. Über letztere sind wir dann zum Marktplatz gefahren. Auf dem Marktplatz wurden wir mit Musik von Gerd Schinkel empfangen, es gab Redebeiträge von unserem Kollegen Helge Bauer, Alexander Vent, Femke Goedeker und noch mal Matthias. Weitere Musik von Gerd Schinkel, und es wurde Kuchen uns gereicht, sehr lecker.
Beim Abendessen im Sonnenschein konnten wir das alles genießen. danach sind wir dann in unser Quartier hier ins Kanu-Camp gefahren, in dem leider aber ein heavy Metal Festival stattfand, so dass wir bis 22 Uhr mit extremer Beschallung zu tun hatten..... Schön ist es hier dennoch.....
Sarah von .ausgestrahlt
Aktionen und Programm am 15. und 16. Juli
Freitag, 15. Juli 2022
17:30 Uhr
Infostopp an der Urananreicherungsanlage Almelo
Treffpunkt mit der Tour aus Enschede
Drienemansweg 1, 7601 PZ Almelo, Niederlande
Samstag, 16. Juli 2022
17:15 Uhr
Infostopp: Atomkraftwerk Emsland
Am Hilgenberg, 49811 Lingen
17:30 Uhr
Infostopp: Brennelementefabrik Lingen
Am Seitenkanal 1, 49811 Lingen
18:15 Uhr
Mahnwache und Kundgebung auf dem Marktplatz in Lingen mit Musik und Essen
Am Markt 22, 49808 Lingen
Aktuelle Infos unter: ausgestrahlt.de/radtour
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