Auf der fünten Etappe der Nordtour geht es zum Schnellen Brüter nach Kalkar - der nie eine Betriebsgenehmigung erhielt. Am Abend: Christoph Peters liest aus seinem Roman „Der Dorfroman“.
Kalkar – der Schnelle Brüter bleibt kalt
Das zentrale Element des künftigen Atomenergiesystems sollte er werden: der Schnelle Brüter. Statt Uran, wie herkömmliche AKW, sollte er Plutonium als Brennstoff nutzen. Abgesehen von den besonderen Risiken eines Brutreaktors hätte der Einstieg in die Plutoniumwirtschaft auch den Bau zahlreicher Wiederaufarbeitungsanlagen erfordert und den hochgiftigen Bomben-Stoff zum Wirtschaftsgut gemacht.
Im September 1977 protestieren 40.000 Menschen gegen die Fertigstellung des AKW; das Polizeiaufgebot gilt als eines der größten in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine Verfassungsbeschwerde von Atomkraft-Gegner*innen bringt vier Jahre Baustopp. Verschärfte Sicherheitsauflagen sollen die Bedenken ausräumen, machen das Projekt allerdings immer teurer. Trotz massiver Proteste wird das AKW 1986 fertiggestellt. Wegen sicherheitstechnischer und politischer Vorbehalte erteilt Nordrhein-Westfalen allerdings nie eine Betriebsgenehmigung. Ab 1995 wandelt ein niederländischer Investor die mit 3,5 Milliarden Euro wohl größte Investitionsruine Deutschlands in einen Freizeitpark um. Die Brüter-Technologie hat sich bis heute nirgendwo durchgesetzt.
Stimmen von der Anti-Atom-Radtour
Heute sind wir von Krefeld nach Kalkar gefahren. Außer dass ein bisschen Luft fehlte, gab es keine Panne. Wir wurden die ganze Zeit von der Polizei begleitet. Besonders war, dass ich vorneweg mit einem Polizisten Fahrrad gefahren bin und navigieren musste. Das hat alles gut geklappt. Auf dem Weg haben wir einen Stopp gemacht beim Pinken Kreuz in Neukirchen-Vluyn. Dort gibt es eine Familie, die sich gegen den geplanten Kiesabbau wehrt. Die haben uns einen schönen Empfang bereitet mit gekühltem Wasser und haben uns dann ein bisschen erzählt. Wir hatten eine Mittagspause in der altrömischen Stadt Xanten, die wir uns auch ein bisschen angucken konnten. Beim Essen haben wir schon die Tour nach Almelo geplant, dort wird sich ja die Gruppe teilen am Freitag. Wir haben auch den Lautsprecher so auf das Lastenrad geschnallt, dass es jetzt möglich ist, schnell das Mikro zu nehmen und Sachen zu erzählen.
Nach der Mittagspause sind wir nach Kalkar gefahren. Dort gab es einen Redebeitrag und einen Infostopp. Wir sind weitergefahren zu dem Hof, auf dem Bauer Maas gelebt hat. Seine Tochter war ganz süß und ganz aufgeregt. Sie hat das aber super gemacht und über unseren Lautsprecher etwas über ihren Vater erzählt, das war total cool. Wir sind noch am ehemaligen Schnellen Brüter vorbeigefahren, dann auf dem Campingplatz in Kalkar angekommen, haben unsere Zelte aufgebaut und sind einmal in den See gesprungen. Nach dem Abendessen gab es noch eine Lesung im Strandbad, da waren alle ganz begeistert. Christoph Peters hat aus seinem Roman „Der Dorfroman“ vorgelesen. Und dann sind alle erschöpft ins Bett gefallen.
Sarah von .ausgestrahlt
Zwischenstopp „Das pinke Kreuz“ in Neukirchen-Vluyn, Bewegung gegen Kiesabbau
Zwischenstopp in Hönnepel am ehemaligen Hof von Bauer Maas
Aktion am 13. Juli
20:00 Uhr
Christoph Peters liest aus seinem Roman „Der Dorfroman“, einer Familiengeschichte aus der Zeit des Widerstands gegen den „Schnellen Brüter“ in Kalkar. (Campingplatz am Badesee, Zum Wisseler See 15, 47546 Kalkar)
Aktuelle Infos unter: ausgestrahlt.de/radtour
weiterlesen:
- Interview über Bauer Maas: „Er glaubte, dass das AKW ans Netz geht“
13.7.22: Ursula van Dick über Zuversicht, Niederlage und Sieg im Streit um den Schnellen Brüter - Anti-Atom-Radtour: Von Lützerath nach Krefeld
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10.7.22: Die zweite Etappe der Nordtour führt die Mitfahrenden über Maastricht in die heimliche Anti-Atom-Hauptstadt Deutschlands. Am Abend gibt es Reden und ein Kulturprogramm. - Die Anti-Atom-Radtour startet: Von Tihange nach Lüttich/Liège
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