Nach 45 Jahren: Gorleben ist raus! Nach 65 Jahren: Atomkraft ist aus! Diese enormen Erfolge von gesellschaftlichem Protest und legitimem Widerstand sollen bei der Widerstandspartie im Rahmen der Kulturellen Landpartie am Freitag vor Pfingsten gefeiert werden. Mit euch und am Kristallisationspunkt der jahrelangen Proteste: den Atomanlagen in Gorleben.
Gorleben raus.
Fast 45 Jahre haben wir alle gegen ein Endlager in Gorleben und die Anlieferung von Atommüll gekämpft. Im September 2020 wurde Gorleben aus der weiteren Endlagersuche ausgeschlossen – weil der Salzstock geologisch ungeeignet ist. Genau das hatten kritische Wissenschaftler:innen schon vor Jahrzehnten belegt. Jetzt geht es um eine „Nachnutzung“ des Geländes, die mit Atommüll nichts zu tun haben wird. Erneuerbare Energien könnten eine Rolle spielen, die Diskussionen stehen aber noch ganz am Anfang. Die Verfüllung des Schachts, die Umwidmung des Geländes – derzeit gilt noch das Bergrecht, was die Nutzung von Teilflächen als Denkmal nicht möglich macht, das alles braucht vor allem eines: Zeit. Die Mühlen der Behörden mahlen langsam. Aber eines ist gewiss: Der Kampf ist gewonnen, das Salz kommt wieder unter die Erde.
AKW aus.
Seit Jahrzehnten engagieren wir uns alle für die Stilllegung der Atomkraftwerke. Der Kampf war lang, mit etlichen Höhen und Tiefen. Doch unser aller Einsatz hat sich gelohnt: Ende 2022 wird das letzte AKW in Deutschland endgültig abgeschaltet! Daran ändern wird weder die Debatte um die Klimakrise noch der Ukraine-Krieg etwas. Eine Laufzeitverlängerung für die letzten drei aktiven Meiler oder gar ein Wiederanfahren der drei gerade stillgelegten Atomkraftwerke ersetzen die Gaslieferungen aus Russland nicht. Ein Weiterbetrieb wäre aber nur möglich, wenn ein höheres Risiko in Kauf genommen würde. Das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz schreibt in einer Analyse: Der energiewirtschaftliche Mehrwert „ist sehr begrenzt. Im Winter 2022/23 helfen sie nicht.“ Anders als die meisten Gaskraftwerke produzieren Atomkraftwerke keine Fernwärme, anders als in Frankreich sind Stromheizungen in Deutschland sehr selten geworden (und das ist auch gut so, denn dabei geht viel Energie verloren). Mit Atomkraft kann man seine Zentralheizung nicht betreiben. Das Klima retten können AKW auch nicht. Nur eine schöngerechnete CO2-Bilanz, bei der die ungelöste Atommülllagerung oder der Lebensraum vernichtende Uranabbau weitestgehend ausgeklammert werden, lässt die Meiler gegenüber Erneuerbaren Energien bestehen. Die Antwort auf diese beiden aktuell sehr drängenden Fragen lautet Energiewende. Sonne und Wind steigern unsere Unabhängigkeit gegenüber Uran-, Gas- und Öllieferungen. Und es entsteht viel weniger CO2 bei der Strom- und Wärmeproduktion.
Gemeinsam gewonnen
Eine Energiewende – oder das, was wir heute darunter verstehen müssen –, den Atomausstieg und das Gorleben-Aus hätte es ohne unser aller Engagement nicht gegeben. Im Atomausstiegsjahr wollen wir das mit euch allen feiern. Am Freitag, dem 3. Juni wird an den Atomanlagen in Gorleben die letzte „Kulturelle Widerstandspartie“ stattfinden. Es wird ein buntes Treiben rund um das ehemalige Greenpeace-Schiff „Beluga“ geben, drei Bühnen mit bekannten Bands, Kinderspace, Treckerfahrten, Theater und Kleinkunst. Ein letztes Mal, dafür richtig groß. Weil wir gemeinsam gewonnen haben.
Die Probleme sind nicht vorbei, dass wissen wir alle. Der Jahrtausende strahlende Atommüll steht in mehr als einem Dutzend unsicheren Lagerhallen im ganzen Land verteilt. Die Genehmigungen dafür laufen bald aus. Ob mithilfe des aktuellen Endlagersuchverfahrens tatsächlich ein „sicherer Ort für die Ewigkeit“ gefunden wird, bleibt zweifelhaft. Es ist nicht vorbei.
Wir werden deshalb am 3. Juni um 16 Uhr ein letztes Mal den Blick auf das alte Bergwerk richten, um dann mit einer großen Demonstration unter dem Motto „Tschüß Endlager – auf zum Protest gegen das unsichere Zwischenlager!“ vor den zweiten Atomkomplex von Gorleben zu ziehen.
Wir laden euch alle herzlich ein, mit uns zu feiern. Es ist auch eure Party!
Pfingstfreitag, 3. Juni 2022, ab 14.00 Uhr an den Atomanlagen Gorleben
14.00 Uhr: Gorlebener Gebet
16.00 Uhr: Demo: „Tschüß Endlager – auf zum Protest gegen das unsichere Zwischenlager!”
Livemusik von Kettcar, Hundreds, Mal Elévé, Rainer von Vielen, Brass Riot, Gastone, Reggaedemmi, Laturb, New Wonders, Strom & Wasser, Klaus der Geiger, Gerd Schinkel, Gute Katze Böse Katze, Virker Ikke und ein Special Guest...
Theaterbus, Kleinkunst, Treckerfahrten zu „1004”, Politische Stände, Kinderspace
https://kulturelle-widerstandspartie.de/
Alle Infos:weiterlesen:
Gorleben lebt
05.11.2020 - Das jahrzehntelange, beharrliche Engagement Zehntausender Atomkraftgegner*innen bringt das geplante Atommüll-Lager im maroden Salzstock Gorleben zu Fall. Die Entscheidung korrigiert einen alten, eklatanten Fehler. Die des neuen Suchverfahrens aber bleiben.
Gorleben: „Das zentrale Anliegen erreicht“
22.02.2021 - „Salz fördern ist besser als Atommüll lagern“: Unter diesem Motto gründeten Atomkraftgegner*innen 1996 die Salinas Salzgut GmbH, ihr Ziel: das Atommülllager verhindern. Mit dem Ausschluss Gorlebens aus dem Suchverfahren wurde „das zentrale Anliegen erreicht“, doch Salz fördern wollen sie trotzdem nicht mehr.