Gegen die Empfehlung der Entsorgungskommission des Bundes hat die Bezirksregierung Münster die Genehmigung zur Zwischenlagerung von schwach- und mittelaktiven Atommüll in Ahaus um Jahrzehnte verlängert. Atomkraftgegner*innen sind „stinksauer“ und haben Proteste angekündigt.
Aus dem „Zwischenlager“ werde „quasi ein Dauerlager, bei dem alle vorher gegebenen Versprechen, Genehmigungen und Fristen ad absurdum geführt werden“, kritisieren Aktivist*innen des Aktionsbündnis Münsterland die Genehmigungserteilung. „Wir sind stinksauer!“ Heftige Kritik übt auch die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ und sieht einen „Türöffner“ für eine unbefristete Lagerung in der unsicheren Halle. Die Genehmigung für die Aufbewahrung endet nun 2057. Bis dahin soll - so unterstellt es die Behörde - sämtlicher Müll in das Atommülllager Schacht Konrad gebracht werden.
Das sei „reines Wunschdenken“, meinen Kritiker*innen. Schließlich habe sich die Inbetriebnahme von Konrad schon oft verschoben, zuletzt 2018. Ob das Lager überhaupt so wie heute angenommen in Betrieb gehen darf, ist „fraglicher denn je". Die Suche nach einem Atommülllager für hochradioaktiven Abfall wurde nach den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um Gorleben bekanntlich neu gestartet. Kritiker*innen sehen dieses Vorgehen auch für Schacht Konrad als alternativlos an, weil die Nachweise für die angebliche "Langzeitsicherheit" Jahrzehnte alt sind und absolut nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen.
Mit dieser neuen Genehmigung bekommt die Atommülllagerung in Ahaus eine komplett neue Dimension, sowohl was das eingelagerte Material anbetrifft als auch hinsichtlich der zeitlichen Dimension. Ahaus wird zu einer „Sammelstelle für jeglichen Atommüll aus Deutschland“ ausgebaut, warnt die BI Ahaus. Doch weder Gebäude noch Atommüll-Behälter seien für solch lange Zeiträume ausgelegt.
Entsorgungskommission warnte vor „unüberschaubaren Zeiträumen“
Unkalkulierbare Zeiträume sind für die Zwischenlagerung von Atommüll ein ernsthaftes Problem. Selbst die „Entsorgungskommission“ der Bundesregierung legte in Leitlinien fest, dass die Sicherheit der Zwischenlagerung solcher Abfälle nur für einen Zeitraum von 20 Jahren gewährleistet sein könne. Größere Zeiträume seien „nicht überschaubar“.
„Demnach hätte das 2010 in Betrieb genommene Lager maximal bis 2030 genehmigt werden dürfen“, kritisiert Hartmut Liebermann, Sprecher der BI Ahaus.
Aus Protest gegen die Entscheidung der Behörde ist für Sonntag, den 26. Juli eine Mahnwache vor dem Zwischenlager in Ahaus-Ammeln angekündigt worden.
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16.01.2019 - Eine bundeseigene Behörde zweifelt offenbar an den Plänen einer bundeseigenen GmbH: Deutlich länger als bisher genehmigt und nach offiziellen Aussagen nötig will der Betreiber des Zwischenlagers in Ahaus den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll dort belassen.
Quellen (Auszug): bi-ahaus.de, wn.de, sofa-ms.de