Weiterer Atommüllexport erwartet

18.06.2020 | Jan Becker

Für kommenden Montag (22. Juni) erwarten Aktivist*innen im Münsterland den nächsten Abtransport von Uranmüll aus der Anreicherungsanlage in Gronau. Dagegen werden in mehreren Städten Proteste vorbereitet.

 

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Die deutschen Atomkraftwerke haben nur noch wenige Jahre Restlaufzeit, dann ist Schluss mit Atomstrom in Deutschland. Doch parallel nimmt die Anzahl der Atomtransporte zu, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Laut einer Antwort des NRW-Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart (FDP) auf eine Anfrage der Grünen sind 2019 insgesamt 1436 einzelne Transporte durch das Land gerollt, 195 mehr als im Vorjahr. Deutlich stärker ist die Menge des radioaktiven Materials gestiegen: Mit 19.795 Tonnen um 44 Prozent (!) gegenüber 2018.

Schuld daran trägt vor allem die Urananreicherungsanlage in Gronau, dessen Betreiber URENCO trotz massiver Kritik beharrlich seinen Atommüll nach Russland bringen lässt. Kürzlich hat die Bundesregierung URENCO weitere 10 Uranmülltransporte bis 2023 genehmigt. Gegenüber bisherigen Schätzungen beläuft sich die Gesamtmasse auf 9000 Tonnen im Jahr, bisher war von 6000 Tonnen die Rede. Bekannt geworden ist nämlich, dass parallel zu den alle paar Wochen in Gronau startenden Zügen auch LKWs die radioaktive Fracht abtransportieren, wahrscheinlich ebenfalls zum Verladehafen Rotterdam. Von dort aus bringt ein Schiff das abgereicherte Uran nach Russland.

Diese Transporte werden mit dem Atomausstieg nicht enden, denn die Urananreicherungsanlage wurde dabei ausgeklammert und darf zeitlich unbegrenzt für den Weltmarkt produzieren. Noch für Jahre sollen Schrottmeiler entlang unserer Grenzen mit Brennstoff beliefert werden.

Zuletzt hatten sich russische und deutsche Atomkraftgegner*innen in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Putin gewandt. „Russland ist keine Müllkippe für Atomabfälle!“ heißt es am Ende der Appells. Der Export von abgereichertem Uranhexafluorid „gefährdet die derzeitige Bevölkerung Russlands akut sowie zukünftige Generationen langfristig, weil dadurch radioaktive Abfälle unter freiem Himmel gelagert werden und radioaktive Stoffe freigesetzt werden können.“

Proteste angekündigt

Um gegen den nächsten Uranmüllexport zu protestieren, wurde in Münster am kommenden Montag (22. Juni) um 11 Uhr eine Kundgebung auf dem Staufenplatz direkt an der Bahnstrecke angemeldet. Auch für Hiltrup laufen Planungen.

„Jeder einzelne Uranmülltransport zementiert den unbefristeten Weiterbetrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau - und sorgt damit auch für weitere Uranlieferungen an die belgischen Schrottreaktoren Tihange und Doel, aber auch für die Uniper/Fortum-AKWs in Schweden und Finnland sowie für das US-Atomprogramm. Das kann es wirklich nicht sein“, fordern münsterländische Aktivist*innen.

weiterlesen:

  • „Jeglicher Transport muss sofort gestoppt werden!“
    11.06.2020 - Umweltaktivist*innen fordern in einem Schreiben an die Bundesumweltministerin ein sofortiges Ende des Transports von Produktionsabfällen aus der deutschen Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland.

  • Widerspruch gegen Brennstoffexporte
    24.04.2020 - Einen nächsten juristischen Schritt sind jetzt Atomkraftgegner*innen aus dem Münsterland gegangen: Weil die Bundesregierung den Export von deutschem Brennstoff an grenznahe marode Meiler nicht unterbindet, legten sie nun offiziellen Widerspruch dagegen ein.

  • Atomares Business-as-usual in Krisenzeiten
    25.03.2020 - Alle Menschen sind dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Das öffentliche Leben steht weitestgehend still. Die Atomindustrie hingegen macht trotz aller Risiken einfach weiter wie bisher.

  • 50 Jahre Urenco - kein Grund zum Feiern
    07.03.2020 - Erneut haben Atomkraftgegner*innen diese Woche gegen den Betrieb der Urananreicherungsanlage Gronau protestiert. Neue Atommülltransporte nach Russland zeichnen sich ab. Gemeinsam erinnerten 30 internationale Initiativen daran, dass vor genau 50 Jahren ein Vertrag zum Aufbau der Uran-Industrie geschlossen wurde.

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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