Anstatt es zur allgemeinen Risikominimierung vom Netz zu lassen, wurde das älteste Atomkraftwerk Frankreichs nach einem Störfall-Stillstand zügig wieder angefahren.
Überall in Europa liegen Betriebe und Infrastruktur wegen der Corona-Pandemie brach. Nur was unbedingt „systemrelevant“ ist, wird mit Hochdruck und größten Sicherheitsauflagen wegen Infektionsgefahr in Betrieb gehalten. Die Versicherungsbranche in Deutschland vergleicht die Situation bereits mit einem Super-GAU in einem AKW, mit einem „Systemausfall“, der von der Versicherungsbranche nicht zu „beherrschen“ sei. Der französische Staatskonzern und AKW-Betreiber EdF prognostizierte Mitte März, dass wohl 40 Prozent seiner Belegschaft krankheitsbedingt ausfallen könne. In zahlreichen Ländern (auch Frankreich) wird diskutiert, wie und ob die Jahresrevisionen in den AKWs stattfinden können, weil hunderte externe Arbeiter zum Einsatz kommen. Risikominimierung ist überall wichtigstes Thema.
Reaktor kurz vor dem endgültigen Ende
Im ältesten französischen Atomkraftwerk nicht. Der Reaktorblock 2 steht kurz vor der endgültigen Stilllegung. Nachdem nach jahrelangem politischen Ringen der erste Block Ende Februar abgeschaltet wurde, soll Block 2 am 30. Juni folgen.
Am vergangenen Sonntag war der noch betriebene Reaktor nach einer Fehlfunktion im Kühlwassersystem unplanmäßig vom Netz gegangen. Es folgte die Reparatur. Schon am Mittwoch meldete der Betreiber, dass der Meiler seit Dienstagnachmittag wieder „mit voller Leistung“ in Betrieb sei.
Kritiker*innen werfen dem Betreiber vor, dass neben den grundsätzlichen Mängeln wegen der nahen Stilllegung auf sicherheitsrelevante Nachrüstungen und höhere Investitionen verzichtet werde. Anstatt Fessenheim zur allgemeinen Risikominimierung vorzeitig - und für immer - abzuschalten, wird dort - wie in allen anderen AKW - stattdessen unverantwortlicher „Crashkurs“ gefahren.
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- „Der dritte Sekt muss warten“
25.02.2020 - Ein wichtiger, lang versprochener Anfang ist gemacht: Block 1 des französischen Atomkraftwerks Fessenheim ist seit Samstag endgültig vom Netz. Block 2 soll Ende Juni folgen. Damit beginnt eine neue Ära: die des Atommüll-Desasters.
Quellen (Auszug): dpa