Entschieden protestieren heute Atomkraftgegner*innen in und um Gronau gegen einen neuen Zug mit Uranmüll aus der Urananreicherung, der nach Russland fahren soll. Während bereits zehntausende Menschen mit ihrer Unterschrift den Stopp der unrechtmäßigen Transporte fordern, verweigert RWE als Mitbetreiber der Anlage Gespräche.
Mit Abseilaktionen wurde heute vormittag ein Zug mit abgereichertem Uranhexafluorid an Bord nach seiner Abfahrt aus der nordrhein-westfälischen Urananreicherungsanlage in Gronau blockiert. Auf Transparenten forderten die Aktivist*innen einen sofortigen und endgültigen Exportstopp für das Abfallprodukt aus der Brennstoffherstellung für AKW.
„Wir werden weiter hier hängen und wieder kommen zum Blockieren, bis die Urananreicherungsanlage stillgelegt ist und bis unsere Energieversorgung nicht mehr auf fossilen Brennstoffen wie Uran oder Kohle basiert. Denn fossile Energien zerstören unsere Welt”, kündigen die Aktivist*innen an.
Nachdem diese Uranmüll-Exporte nach Russland 2009 - nach länderübergreifendem Widerstand - eingestellt worden waren, rollen wieder Züge und LKWs mit dem Material in die russische Steppe. Kürzlich wurde bekannt, dass die Transporte schon seit 2016 stattfinden. Bis 2022 sollen insgesamt 12.000 Tonnen gefährliches Uranhexafluorid außer Landes geschafft werden. Eine „billige Entsorgung“, sagen Atomkraftgegner*innen, denn das auf dem Gelände in Gronau gelagerte Material ist eigentlich schwachaktiver „Atommüll“ und müsste in ein Atommülllager. Nach Russland ausgeführt wird es mit dem Trick, dass es als „Wertstoff“ deklariert wird, weil in dortigen Anlagen angeblich eine Wiederanreicherung stattfindet - in Deutschland unterbleibt das mangels Wirtschaftlichkeit. RWE als Miteigner der Anreicherunganlage hat unterdessen ein Gesprächsangebot von russischen Atomkraftgegner*innen ausgeschlagen.
„Es wird immer deutlicher, dass Urenco und ihre deutschen Anteilseigner RWE und EON vor allem den hohen Kosten für eine sichere Atommüllentsorgung in Deutschland ausweichen wollen. Wer so verantwortungslos handelt, sollte keine Atomanlage betreiben dürfen – wir fordern deshalb von der Bundes- und Landesregierung die sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage in Gronau,“ so Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
Schon wenige Wochen nach Bekanntwerden der neuen Uranmüllexporte nehmen die Proteste Form an: Seit einigen Tagen sammelt Greenpeace in Russland und in Deutschland Unterschriften gegen die Transporte, mehrere zehntausend Menschen haben sich bereits beteiligt. Gestern fand an der Urananreicherungsanlage ein Sonntagsspaziergang statt, heute blockierten Aktivist*innen den Zug, während hunderte weitere an Protestmahnwachen teilnahmen.
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