Acht Jahre nach Beginn der Katastrophe von Fukushima steht die japanische Atomindustrie vor einer „Ära der massiven Stilllegung“. Trotz aller Bemühungen der Atomlobby ist das nukleare Zeitalter vorbei. Damit beginnen neue Probleme.
Als im März 2011 die Reaktoren von Fukushima havarierten, gab es 54 aktive Atomkraftwerke in dem Land, etwa 25 Prozent des Stroms wurde aus Uranspaltung geschaffen. Nach dem GAU wurden alle Meiler abgeschaltet. Seitdem sind neun unter neuen, strengeren Sicherheitsauflagen und gegen massiven Protest aus der Bevölkerung wieder in Betrieb gegangen. 21 Reaktoren wurden allerdings bereits permanent stillgelegt.
Trotz der Folgen des GAU setzt die japanische Regierung offiziell weiter auf Atomkraft. Doch die Atomaufsichtsbehörde lässt sich für die Überprüfungen Zeit, und regionale Initiativen blockieren die Wiederanfahrgenehmigungen mit Gerichtsprozessen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters erwarten selbst die AKW-Betreiber, dass von den verbleibenden 33 Anlagen nicht viel mehr als die derzeit neun wieder in Betrieb befindlichen Anlagen ans Netz gehen werden. Das „Gremium für Nuklearpolitik“ spricht nun in einem kürzlich veröffentlichten Bericht davon, dass das Land in eine „Ära der massiven Stilllegung“ eintrete.
Uranbestände werden verkauft
Dazu passt, dass die japanischen AKW-Betreiber mit dem Verkauf ihrer riesigen Bestände an Uranbrennstoffen im Wert von 24 Milliarden US-Dollar beginnen. Der Marktpreis sei sehr niedrig und werde wegen weiterer Stilllegungen in Deutschland oder den USA stetig sinken. Derzeit wird Uran nur noch zu etwa einem Drittel des Wertes vor Fukushima gehandelt, so Reuters. Dass die Bestände als Anlagevermögen zum einstigen Kaufpreis gebucht werden, der Wert aber völlig unrealistisch geworden ist, wird die Bilanzen der Konzerne belasten.
Doch mit der Stilllegung von etwa 40 Prozent des Reaktorparks wachsen auch die Probleme. Bisher wurde die endgültige Abschaltung noch nicht beschlossen, weil es keine konkreten Pläne für die Atommülllagerung gibt. In dem aktuellen Bericht der Japan Atomic Energy Commission wird von den AKW-Betreibern gefordert, sich auf den Abriss der Meiler vorzubereiten, um Sicherheitsrisiken und Kosten zu senken. Dabei solle aus Beispielen aus den USA und Europa gelernt werden, empfiehlt die Kommission.
Die Betreiber rechnen mit Abrisskosten von 60 Milliarden Yen pro Reaktor (ca. 500 Millionen Euro) und einer Dauer von „mehreren Jahrzehnten“. Der Fukushima-Betreiber TEPCO veranschlagt hingegen bereits 410 Milliarden Yen (3,5 Milliarden Euro) und vier Jahrzehnte für die „Beseitung“ der vier havarierten Blöcke. Das wird nicht reichen, warnen Kritiker*innen, die mit Kosten in Höhe von 8 Billionen Yen (fast 70 Milliarden Euro) rechnen.
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Quellen (Auszug): iwr.de, sumikai.com, iaea.org/pris