Uranium - think about it!

30.08.2019 | Jan Becker

Wer mit Atomkraftwerken das Klima retten will, der missachtet den Komplex Brennstoffherstellung. Doch beim Uranabbau wird nicht nur CO2 freigesetzt. In Afrika wird unter menschenverachtenden Bedingungen für die westliche Welt produziert: Der Globale Norden „externalisiert die Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Globalen Süden“.

 

Uranabbau
Foto: Geomartin / Wikimedia
Uranmine

 

Die Slogans der Atomlobby, die versucht, weltweit an den Tischen der Klimadebatten zu sitzen, klingen verlockend: Der Rohstoff Uran sei unverzichtbar, die Extraktion des Materials erfolge „ohne große Risiken”. Ein neuer Film zeichnet ein anderes Bild, vor allem in Afrika. Es geht um Menschenrechte, Umweltzerstörung in großem Stil und „moderne Kolonisierung“. Ausländische Firmen schöpfen ohne Rücksicht auf einzigartige Natur und ohne Aufklärung der oft um die Gefahren unwissenden Menschen gigantische Gewinne ab und verlassen, sobald sich das Geschäft nicht weiter lohnt, das Land. Unter Zuhilfenahme von Söldnertruppen werden Kritiker*innen mundtot gemacht, Einwohner*innen vertrieben. Eine ungeheure Ungerechtigkeit - für angeblichen Klimaschutz in der westlichen Welt?

Kleiner Exkurs: Atomstrom ist keineswegs CO2-neutral. Atomkraftwerke verursachen im Betrieb zwar keine CO2-Emissionen. Aber: Die Treibhausgasemissionen sind größtenteils der Stromproduktion vor- und nachgelagert. Betrachtet man den gesamten Lebensweg – von Uranabbau, Brennelementherstellung, Kraftwerksbau und -rückbau bis zur Endlagerung – so ist in den einzelnen Stufen des Zyklus zum Teil ein hoher Energieaufwand nötig, wobei Treibhausgase emittiert werden. Atomkraft verursacht deutlich weniger CO2-Emissionen als Kohlekraftwerke, aber mehr als die erneuerbaren Energien. (Umweltbundesamt)

weitere Hintergrund-Infos liefert zum Beispiel der regelmäßige Uran-Rundbrief

„We think you should think about it!”, „Wir denken, du solltest darüber nachdenken”, fordert das Uranium Network im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der umfangreichen Doku „Uranium Mining – what are we talking about?”. Denn wenn die Menschen wissen, wie dieses gefährliche Material der Erde entnommen wird, dann werden sie „eine erweiterte Sicht auf die Problematik der Atomenergie im Allgemeinen haben”, so Günter Wippel. „Ist es noch vertretbar, dass Regierungen und Firmen auf diese Art ihr Geld verdienen?”

Uranatlas verdeutlicht die globale Dimension

Eine weitere Komponente schließt der „Uranatlas“, der am 12. September veröffentlicht werden soll, mit ein. Herausgeber*innen sind die Nuclear Free Future Foundation, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und Le Monde diplomatique.

Neben der Herstellung von AKW-Brennstoff sei die Weltpolitik „gegenwärtig auch Atompolitik“, weil Atomwaffen wieder als Droharsenale aufgebaut werden, heißt es in der Ankündigung. Doch der Globale Norden externalisiere Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch den Uranabbau im Globalen Süden.

Das Geschäft erscheint auf den ersten Blick lukrativ, denn Uran ist an einem Tiefstpreis angelangt. Doch die Kosten für Atomstrom sind gigantisch, selbst wenn man die Atommülllagerung nicht mitrechne. Der neue Atlas verdeutliche „die globale Dimension, das Risiko, den Widerstand gegen Uranabbau und Atomenergie“, so die Autor*innen. Und er biete „Zugang zu einer komplexen Materie, die in der Öffentlichkeit kaum diskutiert wird“.

weiterlesen:

  • Atomstrom ist kein Klimaretter
    Too dirty, too dangerous, too expensive, too slow – darum kann Atomkraft das Klima nicht retten. Der einzige Weg, die Einflüsse des Energieverbrauchs auf die globale Erwärmung zu stoppen: so schnell wie möglich zu den Erneuerbaren Energien wechseln!

  • Uran – der dreckige Atombrennstoff
    Für Atomstrom braucht man Uran, ein radioaktives Schwermetall. Das zu fördern und für Atomkraftwerke aufzubereiten ist ein äußerst dreckiges Geschäft, das massive Umwelt- und Gesundheitsschäden verursacht.

  • "Nein zur Mine, ja zum Leben"
    27.02.2018 - "Nein zur Mine, ja zum Leben". Unter diesem Motto sind am Samstag rund 5.000 Menschen durch die spanische Stadt Salamanca gezogen. Dort droht Europas größte Uran-Mine.

Quellen (Auszug): uranium-network.org, rosalux.de

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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