In Österreich reicht der Protest gegen die geplante Inbetriebnahme des slowakischen Schrottreaktors Mochovce bis auf höchste Ebene. Jetzt hat der Betreiberkonzern eine Verzögerung um mehrere Monate angekündigt.
Mit russischer Uralt-Technik werden am Standort Mochovce zwei weitere Reaktorblocks gebaut. Das Projekt befindet sich seit 34 Jahren „im Bau“, Kritiker*innen warnen vor gravierenden Sicherheitsmängeln: Die Inbetriebnahme eines solchen Meilers im 21. Jahrhundert sei „fahrlässig“. Obwohl sie direkt unter einer viel genutzten Flugroute liegt, ist die Anlage beispielsweise nicht gegen den Absturz eines Verkehrsflugzeugs gesichert.
„Die von mehreren Ingenieuren mit langjähriger Erfahrung im Bau und Betrieb von Atomkraftwerken ans Tageslicht gebrachten Probleme müssen jetzt gründlich untersucht werden und eine interne Revision der slowakischen Atomaufsicht ist nötig, die das Bau-Chaos seit zehn Jahren zu verantworten hat“, fordert Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher der Initiative GLOBAL 2000.
Vor wenigen Tagen sprach sich selbst der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz gegen die für Juni diesen Jahres angekündigte Inbetriebnahme von Block 3 aus - und macht so den Protest zur Chefsache.
Politik soll sich nicht einmischen
Die Politik solle sich „nicht in das Bauprojekt einmischen“, forderte vergangene Woche der slowakische Premierminister Peter Pellegrini. Er sei über die Debatte zu Mochovce „besorgt“, weil sie von „irrationale Fakten“ bestimmt wäre.
Der Protest zeigt jetzt Wirkung. Der Generaldirektor der AKW-Betreiberfirma Slovenske Elektrarne (SE), Branislav Strycek, teilte Montag vor dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments in Bratislava mit, dass der Start des Meiler verschoben werden müsse. Die Inbetriebnahme von Block 3 verzögere sich mindestens bis November 2019, möglicherweise sogar bis März 2020. Grund seien vor allem erwartete Einsprüche aus Österreich.
Protest wirkt!
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Quellen (Auszug): dpa, global2000.at