Entgegen einer „freiwilligen Verzichtserklärung“ wird die städtische HHLA am kommenden Wochenende wohl wieder atomaren Brennstoff umschlagen.
Ein Netzwerk von Atomkraftgegner*innen beobachtet seit Jahren regelmäßig Schiffe, die Brennelemente für Atomkraftwerke oder Uranprodukte zur Weiterverarbeitung in den Hamburger Hafen transportieren. Empfänger der Fracht sind zum Beispiel die umstrittenen Uranfabriken in Lingen und Gronau, die beim deutschen Atomausstieg ausgeklammert wurden.
Eine der größten Havarien im Hamburger Hafen brachte die Diskussion im Mai 2013 so richtig ins Rollen, dass der Hamburger Hafen sich dem Umschlag von radioaktiven Stoffen grundsätzlich verwehren könne. Der Frachter „Atlantic Cartier“ war in Brand geraten, an Bord drei Tonnen Munition, zwei Tonnen Raketentreibstoff, tonnenweise Ethanol, diverse Chemikalien - und Brennstäbe für Atomkraftwerke. Im Bauch des Schiffes brach das Feuer aus, dort wo Lastwagen mit Uranhexafluorid-Behältern parkten.
Atomkraftgegner*innen sorgten in der Vergangenheit mit zahlreichen Protestaktionen und spektakulären Blockaden für öffentliche Aufmerksamkeit für die in der Regel geheim stattfindenden Transporte.
Im Februar 2018 erklärte sich die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gegenüber dem Senat der Freien und Hansestadt bereit, künftig auf den Umschlag „im Sinne von Paragraf 2 Absatz 1 Atomgesetz“ in Hamburg zu verzichten.
Atomgesetz Paragraf 2, Absatz 1:
Die Aktivität oder spezifische Aktivität eines Stoffes kann (...) außer Acht gelassen werden, wenn dieser nach einer auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung (...) festgelegte Freigrenzen unterschreitet.
Die Erklärung werteten Atomkraftgegner*innen als „ein kleines Zugeständnis“, aber eben nicht als einen „Durchbruch“ für die gewünschte Sperrung des Hafens. Denn praktisch machen die Transporte, auf die verzichtet werden soll, nur etwa zehn Prozent der durch Hamburg beförderten radioaktiven Stoffe aus.
Atomschiff läuft Hamburg an
Nun haben Recherchen ergeben, dass einer der bekannten Atomtransporter, die „Link Star“, am kommenden Wochenende Hamburg anlaufen wird. Aktivist*innen berichten, dass vermutlich Brennelemente aus der Lingener Fabrik zum neuen finnischen Atomkraftwerk in Olkiluoto transportiert werden sollen. Die Verladung dieser Atomfracht erfolge dann am Unikai der städtischen HHLA.
- Aktuelle Infos: https://twitter.com/urantransport
Die HHLA selbst verkündete im Juli 2018, sie stehe „uneingeschränkt“ zu ihrer freiwillig gemachten Verpflichtung. Doch es würden derzeit noch „bestehende Vereinbarungen erfüllt“. Die HHLA wollte damals in Gesprächen mit ihren Kunden darauf hinwirken, „dass noch ausstehende Transporte zeitnah erfolgen“. Das ist offenbar missglückt.
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- Künftig wohl weniger Atomtransporte über Hamburg
12.04.2018 - Über den Hamburger Hafen wird regelmäßig radioaktives Material für Atomkraftwerke in alle Welt und aus aller Welt transportiert. Praktisch wöchentlich werden hier Atomfrachten abgewickelt. Im vergangenen Jahr wurden etwa 300 Tonnen Kernbrennstoffe umgeschlagen. Es sollen künftig weniger werden.
Quelle (Auszug): hhla.de, twitter.com/urantransport, atomtransporte-hamburg-stoppen.de