Kürzlich haben 1.400 Menschen, unterstützt von 80 Treckern, in Ahaus gegen weitere Atommüll-Einlagerungen in das dortige Zwischenlager demonstriert. In einer Erklärung fordern nun schon mehr als 10.000 Menschen: Es reicht mit dem Müll.
Gegen erheblichen Protest aus der Bevölkerung wurde 1990 in Ahaus ein zentrales Zwischenlager in Betrieb genommen. Nachdem 1998 mehr als 20.000 Polizist*innen einem Castor-Transport den Weg bahnen mussten, wurde es relativ ruhig um den Standort. Gorleben war im Fokus. Doch die Ruhe ist vorbei. Die Vorbereitungen für die Anlieferungen aus Garching bei München und 152 Castor-Transporte mit Brennelementen aus Jülich laufen. Möglicherweise noch in diesem Jahr sollen erste Lieferungen stattfinden.
Aus unterschiedlichen Gründen sind die geplanten Transporte hoch umstritten: Bei dem Material aus Garching handelt es sich unter anderem um hochangereichertes, waffenfähiges Uran. Der Transport birgt unkalkulierbare Risiken. Die Lagerhalle, in der die Behälter in Jülich stehen, hat wegen Sicherheitsmängeln ihre Betriebsgenehmigung verloren. Doch anstatt dort eine neue, möglichst sichere Halle zu bauen, wollen die Betreiber den „image-schädigenden Müll“ vom Hof haben. Möglicherweise ist Ahaus auch nur eine Zwischenstation für einen (illegalen) Müll-Export in die USA.
Über 70 Verbände und Initiativen, darunter .ausgestrahlt, weisen zudem in einem gemeinsamen Positionspapier auf generelle Sicherheitsdefizite und Wissenslücken bei der Zwischenlagerung für hochradioaktiven Atommüll hin. Gefordert wird von den verantwortlichen Behörden „ein tragfähiges Konzept“ für die Zukunft, unnötige Atomtransporte sollen vermieden werden und die Öffentlichkeit an Entscheidungen teilhaben.
Wegen Sicherheitsbedenken beim Transport ist die Stadt Ahaus vor Gericht gezogen und will die geplanten Einlagerungen verhindern. Dabei erhält sie Unterstützung: Im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Reken haben die Politiker*innen am vergangenen Dienstagabend einstimmig eine Resolution gegen die Castor-Transporte aus Jülich und Garching verabschiedet. Solche Resolutionen gab es auch schon in Gescher, Heek, Legden, Stadtlohn und Vreden.
„Endlos-Zwischenlager“ droht
Als Gipfel des Ganzen wurde kürzlich angekündigt, dass Ahaus zu einem „Endlos-Zwischenlager“ verkommen wird. Die Genehmigung zur Lagerung von schwach- und mittelaktiven Abfällen endet 2020, die für den hochradioaktiven Müll 2036. Weil Deutschland keine „Entsorgungs-Lösung“ für den Atommüll hat, ist eine deutliche Verlängerung dieser Genehmigungen geplant. Doch dafür „sind weder die Gebäude noch die eingelagerten Behälter geeignet“, warnt Hartmut Liebermann von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus e.V.“
10.000 Unterschriften
Vor einem halben Jahr wurde eine „Protest-Offensive“ gestartet, ein wichtiger und erfolgreicher Meilenstein war die Demo am 9. März. Mit der „Ahauser Erklärung“ werden seit September 2018 Unterschriften gegen die Atommüllpläne gesammelt. Bisher sind schon mehr als 10.000 Unterstützer*innen und über 40 Organisationen (die Mehrzahl auf Papierlisten) zusammengekommen.
Bis Ende März können Privatpersonen und Organisationen die Erklärung noch unterschreiben, dann wird die Aktion beendet. Die „Ahauser Erklärung“ soll dann mit den gesammelten Unterschriften an die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Svenja Schulze, und an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, übergeben werden.
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Quellen (Auszug): bbu-online.de, atommuell-protest.de, wdr.de, ahauser-erklaerung.de