Vor acht Jahren havarierte das japanische AKW Fukushima. Im nächsten Jahr findet mit den Olympischen Sommerspielen ein sportliches Großereignis in Tokio statt. Auch in den umliegenden Städten sollen Wettkämpfe ausgetragen werden – darunter Fukushima. Ärzte fordern: „Radiolympics“ stoppen!
Die japanische Regierung rechnet damit, dass für dem Abriss der zerstörten Meiler mindestens 40 Jahre benötigt werden. Die Gesamtkosten sollen sich auf 180 Milliarden Euro belaufen, lauten aktuelle Schätzungen. Während sich die Aufbereitung des verstrahlten Kühlwassers weiter verzögert und die Kosten steigen, bescheinigt die Internationale Atomenergie Agentur dem Abriss „bedeutende Fortschritte“. Die Atomlobby suggeriert, es sei „alles im Griff“, es handle sich lediglich um eine große technische Herausforderung. Dazu gehört auch, dass die 2011 evakuierten Menschen in ihre Heimatregion zurückkehren. Dafür wird ihnen die finanzielle Unterstützung gestrichen, so dass oft kein anderer Ausweg bleibt. Die japanische Regierung unter Premierminister Shinzo Abe versucht mit allen Mitteln die Folgen des dreifachen Super-GAU zu verharmlosen, um so im Auftrag der Atom-Konzerne einen Wiedereinstieg in die Atomenergie durchzusetzen.
Zum Scheitern verurteilt
Doch die Betreiberfirma TEPCO und die japanische Regierung wurden vor Gericht erneut schuldig gesprochen, u.a. wegen Bruch des Rechts der Opfer auf ein friedliches Leben. Ärzte vom IPPNW berichten von einem 15-fach erhöhten Schilddrüsenkrebs-Risiko für die damaligen Kinder aus der Region. Greenpeace hat aktuelle Messungen rund um die Meiler vorgenommen und warnt: Manche Regionen sind weiterhin stark verstrahlt. Die staatlich verordneten „Dekontaminations“-Arbeiten der vergangenen acht Jahre seien offenbar „weitgehend wirkungslos“. Bislang wurden 9 Millionen Kubikmeter Erde in schwarze Säcke verladen, die sich provisorisch an mehr als 50.000 Standorten im Land stapeln.
Der Versuch, die Fläche, die nahezu so groß wie Dänemark ist und überwiegend aus Wäldern und Hügeln besteht, von der Strahlung zu befreien, war laut Greenpeace „von Beginn an zum Scheitern verurteilt“. Diese zwecklosen Arbeiten haben bereits geschätzte 240 Milliarden Euro gekostet. Die Menschen, die Japans Atom-Desaster „in Tüten packen sollen“, werden mit zum Teil kriminellen Methoden unter den Verzweifelten und Hoffnungslosen in Japan rekrutiert, so ein aktueller Greenpeace-Report.
Die Lage der "Dekontaminations"-Arbeiter und auch die der nach Fukushima zurückkehrenden Kinder beschäftigt mittlerweile sogar die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UNHRC) in Genf. In beiden Fällen muss die japanische Regierung nun Auflagen erfüllen.
„Anstatt den Wahnsinn einzustellen und die Idee der Dekontamination aufzugeben, will die japanische Regierung das Programm sogar noch ausweiten. Bis 2023 sollen weitere, bisher hochgradig verstrahlte Gebiete zur Wiederansiedlung vorbereitet werden“, klagt Greenpeace.
„Radiolympics“ stoppen!
In zwei Jahren soll mit den Olympischen Sommerspielen ein sportliches Großereignis in Tokio stattfinden. Einige Wettkämpfe werden in den umliegenden Städten ausgetragen – darunter Fukushima. Nur 50 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk entfernt ist die Austragung der Base- und Softballspiele geplant.
Nur wegen des Versprechens, Fukushima zu dekontaminieren, hatte Japan 2013 den Zuschlag für die Olympischen Spiele überhaupt bekommen. Diese Wettkämpfe sollen der Weltöffentlichkeit suggerieren, das die Atomlobby auch nach einem Super-GAU „alles unter Kontrolle“ habe.
Nicht nur für die Menschen vor Ort ist die Situation gefährlich. Auch Sportler*innen und Zuschauer*innen wären der erhöhten Strahlung ausgesetzt. Der IPPNW warnt, dass die Olympischen Wettkämpfe nicht in Fukushima stattfinden dürfen. Die „Radiolympics“ müssen gestoppt werden.
- weitere Informationen: http://www.radioactive-olympics.org/deutsche-information/aufruf.html
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Quellen (Auszug): nordstadtblogger.de, ippnw.de, greenpeace.de, rdl.de, fr.de