Eine bundeseigene Behörde zweifelt offenbar an den Plänen einer bundeseigenen GmbH: Deutlich länger als bisher genehmigt und nach offiziellen Aussagen nötig will der Betreiber des Zwischenlagers in Ahaus den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll dort belassen.
„Jetzt wird deutlich, so ganz unrecht hatten sie nicht mit ihren Befürchtungen (...)“, so der Reporter von WDR Lokalzeit Münsterland am 11. Januar 2019 zu früheren Aussagen von Atomkraftgegner*innen in Ahaus.
Seit dem 1. August 2017 wird das Zwischenlager Ahaus von der bundeseigenen „Gesellschaft für Zwischenlagerung“ (BGZ) betrieben. Diese plant nun offenbar, den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll bis 2057 dort zu belassen. Nach derzeit geltendem Recht muss das Lager 2020 geräumt werden.
Eine Verlängerung der Einlagerungsgenehmigung sei „ganz und gar inakzeptabel“, so Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Das Zwischenlager Ahaus bekäme damit eine komplett neue Dimension, sowohl was das eingelagerte Material anbetrifft als auch hinsichtlich der zeitlichen Dimension: Ahaus solle offenbar als „Sammelstelle für jeglichen Atommüll aus Deutschland“ ausgebaut und so immer mehr zu einem „Endlos-Lager“ umgewandelt werden, befürchtet Ruwe. Weder Gebäude noch Atommüll-Behälter seien für solch lange Zeiträume ausgelegt.
Misstrauen Behörden der Bundes-GmbH?
Zielort für den überwiegenden Teil der schwach- und mittelaktiven Abfälle ist - so wie in allen anderen Zwischenlagerhallen in Deutschland - das geplante aber seit Jahrzehnten hochumstrittene weil ungeeignete Atommüll-Lager Schacht Konrad. An der Fertigstellung arbeitet der Bund zwar unter Hochdruck. Doch im März 2018 wurden weitere Verzögerungen bekannt: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) rechnet auf der Basis eines Gutachtens des TÜV Rheinland mit einer Beendigung der Bauarbeiten im ersten Halbjahr 2027.
Nun stellt sich die Frage: Warum eine Verlängerung der Einlagerungsgenehmigung in Ahaus bis 2057? Offenbar zweifelt die bundeseigene BGZ an den aktuellen Konrad-Plänen der bundeseigenen BGE. Dieses Erkenntnis bekräftigt in jedem Fall die Kritik an den zeitlichen Planungen sämtlicher Atommüllpläne in Deutschland, ob für Schacht Konrad oder für die „neue Suche“ nach einem Atommüll-Lager für den hochaktiven Abfall. Es herrscht offensichtlich Planlosigkeit.
Atomkraftgegner*innen rufen zu Protest auf
Am kommenden Sonntag, den 20. Januar 2019 um 14 Uhr findet die erste Protestaktion in diesem Jahr in Ahaus statt. Treffpunkt ist am „Mahner“ im Zentrum der Stadt. Dort soll mit der Sammlung von Unterschriften für einen gemeinsamen Einspruch gegen die Neugenehmigung begonnen werden.
Neben der beantragten Genehmigungsverlängerung gebe es „leider mehr als genug“ Anlässe für die Aktion, so die BI Ahaus. Es drohen Castor-Transporte aus dem Forschungsreaktor FRM II mit hochangereichertem waffenfähigem Material sowie Castoren mit schlecht dokumentiertem Inhalt, die Kugel-Brennelemente aus dem stillgelegten Versuchsreaktor in Jülich enthalten.
Im Februar will die Initiative jeden Samstag mit einem Infostand in der Innenstadt von Ahaus für Diskussionen zur Verfügung stehen. Am 9. März folgt eine überregionale Demonstration, zu der bundesweit aufgerufen werden soll.
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Quellen (Auszug): bi-ahaus.de, bgz, bge, wdr, wn.de, bfe