Viel Sonnenstrom – keine Engpässe

01.08.2018 | Jan Becker

Während große Kraftwerke wegen immer weiter steigender Kühlwassertemperaturen ihre Leistung drosseln müssen, profitieren von dem fast durchgängig sonnigen Wetter seit April vor allem die vielen Photovoltaikanlagen und stellen Rekorde auf.

 

Anteile erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung, 2002-2018
Foto: B. Burger, Fraunhofer ISE
Anteile erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung, 2002-2018

Derzeit wird der Strombedarf im Land tagsüber mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent von Solaranlagen gedeckt. Wegen der vielen Sonnenstunden seit April haben Sonne und auch Windkraftanlagen im ersten Halbjahr 2018 im Norden und Osten Deutschlands deutlich mehr Energie erzeugt als in der Vorjahresperiode.

Rund 77.500 Gigawattstunden konnten die deutschen Wind- und Solaranlagen seit Beginn des Jahres gemeinsam produzieren, berichtet auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und spricht von einem „Ökostrom-Rekord“. Allein 55.200 GWh stammten aus Windenergie-Anlagen, die übrigen 22.300 GWh wurden aus Photovoltaik-Anlagen in das öffentliche Netz eingespeist. Die produzierte Menge an Solarenergie stieg laut des Netzbetreibers 50Hertz im Vergleich der ersten Halbjahre 2017 und 2018 um 21,7 Prozent.

Im Mai und Juni überholten PV-Anlagen die Stromerzeugung durch Atomenergie sowie die aus Steinkohle. Die maximale Solarleistung konnte laut des Fraunhofer-Instituts am 6. Mai um 13 Uhr mit ca. 31 Gigawatt ermittelt werden. Das aktuelle Sommerwetter dürfte diese Spitzenleistung für das nächste Quartal aber noch überbieten.

Trotz Ökostrom-Rekorden wird das Ziel verfehlt

Im ersten Halbjahr 2018 stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch auf über 14 Prozent, nach 13,32 Prozent im Vorjahreszeitraum. Auch wenn die Ökoenergien immer weiter zulegen, wird Deutschland das verbindliche EU-Ziel von 18 Prozent im Jahr 2020 deutlich verfehlen.

„Während 23 EU-Mitgliedsstaaten ihre Ziele beim Ausbau Erneuerbarer Energie erreichen oder sogar übertreffen, gehört Deutschland zu den wenigen Staaten, die das Ziel verfehlen, wenn die Politik nicht rasch reagiert“, kommentierte Harald Uphoff vom Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. schon im April 2017.

Einem Szenario zufolge dürfte der Anteil Erneuerbarer Energien bei Fortsetzung des jetzigen Ausbautempos 2020 bei lediglich 16,7 Prozent liegen.

Leitung frei!

Wegen fehlender Leitungskapazitäten stehen immer wieder Ökoenergie-Anlagen still. Bereits an 78 Tagen mussten dieses Jahr Betreiber ihre Stromerzeugung drosseln, teilweise sogar ganz einstellen, um eine Überlastung der Übertragungsnetze zu vermeiden. Dafür ist auch der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke verantwortlich. Atomstrom „verstopft das Netz“. Anstatt alte AKW stillzulegen, wurde in Norddeutschland der Ausbau der Windkraft an Land sogar weitgehend gestoppt. Trotz des Risikos schwerer Unfälle in den alten Meilern. Und gegen den Willen der Bevölkerung.

  • .ausgestrahlt fordert deshalb: Atomkraftwerke endlich abschalten – auch, um Platz für erneuerbare Energien im Stromnetz zu machen. Energiewende nicht ausbremsen!

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  • Atomstrom verstopft das Netz – Schluss damit!
    Atomkraftwerke bremsen die Energiewende aus. Wenn in Deutschland Windräder stillstehen, liegt das immer häufiger nicht an der Wetterlage, sondern daran, dass Atomstrom das Netz verstopft.

  • Das große Schwitzen
    30.07.2018 - In Deutschland halten die hohen Temperaturen an. Auf bis zu 37 Grad könne das Thermometer laut Deutschem Wetterdienst klettern. Während die Wasserpegel der Flüsse, aus denen die Atomkraftwerke ihr Kühlwasser entnehmen, täglich sinken, steigt die Temperatur weiter. Während die Nachbarländer ihre Meiler drosseln um das Leben in den Flüssen zu schützen, setzt Deutschland auf Ausnahmegenehmigungen.

  • Erneuerbare Energien legen kräftig zu
    21.12.2017 - Die Energiewende in Deutschland schreitet voran: Die Windkraft überholt in 2017 erstmals die Atomenergie und die Steinkohle und ist damit zur zweitwichtigsten Stromquelle geworden. Nur die Braunkohle hat noch größere Bedeutung.

  • Atomkraft ist am teuersten
    20.10.2017 - Das Öko-Institut hat die Kosten neuer Stromerzeugungsanlage verglichen. Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) hat nicht im Strompreis enthaltene Zusatzkosten untersucht. Das Ergebnis: Erneuerbaren Energien sind deutlich günstiger als Atomkraft.

Quellen (Auszug): dpa, stromtarife-vergleich.net, sonnenseite.com, ise.fraunhofer.de; 31.7.2018

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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