Rudolf Wieland, Leiter der Reaktor-Sicherheits-Kommission, behauptet, die Risse in den belgischen Atomkraftwerken Doel-3 und Tihange-2 hätten keine Auswirkungen auf deren Sicherheit. Atomkraftgegner*innen halten diese Aussage für fachlich nicht haltbar, ungenau, oberflächlich und wissenschaftlich heikel. Wieland solle zurücktreten.
Die Meiler Doel-3 und Tihange-2 sind seit Jahren wegen tausender Risse im Reaktordruckbehälter in der Kritik. Nach einem längeren Stillstand für Untersuchungen sehen Betreiber und Atomaufsicht dennoch kein Risiko für den Weiterbetrieb. Atomkraftgegner*innen warnen jedoch: Der Sicherheitsnachweis gelänge dem Betreiber nur mit „fragwürdigen Methoden“. In Extremsituationen könne die Materialschwäche zum Bersten führen. Die radioaktive Verseuchung großer Teile Mitteleuropas wäre die Folge.
Auch aus dem Bundesumweltministerium gab es Kritik. Um den Sachverhalt zu klären, wurde die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) mit einem Gutachten beauftragt. Nach dessen kürzlicher Veröffentlichung untermauert nun der RSK-Leiter Rudolf Wieland die Ansichten des belgischen Betreibers. Laut Wieland seien die nachgewiesenen Risse bei der Herstellung der Reaktorbehälter entstanden, ein betriebsbedingtes Risswachstum sei nicht erkennbar, die Meiler seien damit „sicher“. Parallel diffamiert Wieland kritische Wissenschaftler*innen.
Ergebnis des Gutachtens verfälscht – Mitarbeiter befangen
Anti-Atom-Initiativen weisen darauf hin, dass sich in dem Gutachten diese Bewertung gar nicht finden lässt. Wieland habe sie offenbar eigenmächtig in einem Interview getroffen. Er verfälsche die Kernaussage der Stellungnahme, so das Umweltinstitut München.
Intensive Recherchen von Anti-Atom-Initiativen haben zudem ergeben, dass an der Erstellung des umstrittenen Gutachtens auch führende Mitarbeiter*innen von EdF-Framatome (ehemals Areva) mitgearbeitet haben. Diese seien befangen, „weil sie durch Brennelemente-Lieferungen vom Weiterbetrieb der belgischen Reaktoren profitieren“. Außerdem hatte Areva seinerzeit Bauteile nach Tihange und Doel geliefert.
Es sei „unglaublich, dass in der Reaktor-Sicherheitskommission Mitarbeiter*innen von Firmen über Reaktoren Gutachten erstellen dürfen, deren Weiterbetrieb für die eigene Firma wirtschaftlich von erheblicher Bedeutung sei“, so Atomkraftgegner*innen.
„Das Umweltministerium muss nun die Stellungnahme der RSK offiziell zurückweisen und die RSK grundlegend neu besetzen“, forderte Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis. Wieland müsse zurücktreten.
Das Bundesumweltministerium und die RSK weisen allerdings alle Kritik zurück. Schließlich gebe es eine entsprechende Regelung in der Satzung der RSK: Die Mitglieder würden bei der Berufung zur „gewissenhaften und unparteiischen Erfüllung ihrer Aufgaben verpflichtet“.
Schluss mit Symbolpolitik!
Während die Forderungen nach einer sofortigen Stilllegung der Risikomeiler aus den Behörden verstummen, haben Atomkraftgegner*innen kürzlich ihren Protest noch einmal unterstrichen: „Schluss mit Symbolpolitik“ heißt es in einem öffentlichen Schreiben an Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Mit „wirksame Maßnahmen“ solle gegen die Gefahr durch die belgische Atomkraftwerke vorgegangen werden.
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03.05.2018 - Erneut gab es in einem der belgischen Skandal-Reaktoren einen Störfall. Wegen massiver Sicherheitsbedenken und wachsendem Misstrauen wird die Forderung nach der sofortigen Stilllegung der AKW Doel und Tihange immer lauter. Als Konsequenz ist im Raum Aachen die größte Antiatomkraftbewegung seit den Achtzigerjahren entstanden. -
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Quellen (Auszug): aachener-nachrichten.de, jungewelt.de, umweltinstitut.org, sofa-ms.de, ag-schacht-konrad.de; 12.6.,18./20.7.2018