Momentan befindet sich das Atomkraftwerk Emsland bei Lingen zur jährlichen Revision mit Brennelementewechsel vom Netz. Atomkraftgegner*innen fordern, die endgültige Stilllegung des Meilers – und werden am kommenden Wochenende dafür demonstrieren.
Vor wenigen Tagen konnte für die Unterzeichnung der Resolution den „Atomstandort Lingen nicht länger tolerieren“ die 350. Gruppe gewonnen werden. Der Druck auf die Stilllegung der gefährlichen und international bedeutenden Lingener Atomanlagen (AKW und Brennelementefertigungsanlage), wächst weiter. Zwei repräsentative Forsa-Umfragen für das Umweltinstitut München ergaben kürzlich, dass zwei Drittel der Bürger*innen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die Stilllegung der Atomanlagen in Lingen fordern. Zudem befürworten sie das sofortige Aus der Brennelement-Exporte an Pannenreaktoren in Westeuropa.
Laut einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl wurden insgesamt sechs Transporte von der Brennelemente-Fabrik zu Anlagen in Frankreich und Belgien genehmigt. Drei Mal wurden die besonders umstrittenen belgischen AKW Tihange und Doel beliefert. Zugleich macht sich nun die neue Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) u.a. gegen eine Laufzeitverlängerung für das französische AKW Cattenom stark. Ein Widerspruch, meinen Kritiker*innen und fordern den sofortigen Lieferstopp von Brennelementen aus Deutschland - natürlich nicht nur an die Pannenmeiler, sondern generell an alle AKW. Das würde den Abschalt-Druck auf die schon heute unwirtschaftlichen Anlagen erhöhen, wenn sich die Betreiber nach teureren Brennstoff-Alternativen umnschauen müssten.
„Es ist ein Unding, dass Bundesminister, die Landesregierung von NRW und Millionen von Menschen das Abschalten dieser Hochrisiko-Meiler fordern, Deutschland aber gleichzeitig für den Weiterbetrieb sorgt“, so das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie.
Die weitere Belieferung der stark risikobehafteten grenznahen Atommeiler mit Brennelementen sei mit dem geltenden Recht nach Paragraph 3 des Atomgesetzes laut eines Rechtsgutachtens nicht vereinbar. Das Bundesumweltministerium habe also nicht nur die Möglichkeit, sondern nach dem Atomgesetz auch die Pflicht, diese Exporte zu stoppen, so Anti-Atom-Aktivist*innen.
Ausstieg könnte so einfach sein...
Seit dem 25. Mai ist das Atomkraftwerk Emsland zu seiner 30. Anlagenrevision planmäßig vom Netz. Unter anderem werden 40 neue Uran-Brennelemente in den Reaktorkern eingebracht.
„Momentan liegt das AKW Lingen still, weil es in Revision ist. Unsere Forderung: Einfach abgeschaltet lassen - Ausstieg kann so einfach sein... !“, fordern Atomkraftgegner*innen im Münsterland.
Notwendig ist auch die Prüfung der Notstromgeneratoren im AKW Lingen, die bei einem Störfall die Reaktorkühlung gewährleisten müssen. Vor wenigen Tagen wurden an einem der vier Geräte gebrochene und angebrochene Verankerungsschrauben im Bereich der Befestigung der Schwungscheibe gefunden, die umgehend ausgetauscht wurden. In der Folge müssen nun zunächst alle Notstromaggregate überprüft werden.
Auf nach Lingen!
Am kommenden Samstag, 9. Juni, findet in Lingen eine überregionale Anti-Atom-Demo statt; Start ist vor dem AKW Lingen. Der gemeinsame Protestmarsch wird bis zum Brennelementewerk führen. Die Demo beginnt um 13 Uhr. Wer von Bahnhof kommt, kann einen Shuttlebus zur Demo nutzen.
- Aktuelle Infos: www.lingen-demo.de
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Weiterhin Brennelemente für Risiko-Meiler
22.03.2018 - Obwohl es machbar wäre, unterbindet Deutschland die Lieferung von Brennstoff an Skandal-Atomkraftwerke in angrenzenden Ländern weiterhin nicht. Auch in diesem Jahr bekommt das umstrittene belgische AKW Doel Brennstoff aus Lingen. -
Gutachten: Atomfabriken Gronau und Lingen dürfen stillgelegt werden
17.11.2017 - Laut neuer Rechtsgutachten im Auftrag der scheidenden Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wäre die Stilllegung der AKW-Brennstoff-Fabriken in Gronau und Lingen nicht verfassungswidrig. Bislang sind die Anlagen vom "Atomausstieg" ausgeklammert. Wegen des Zeitpunkts für die Veröffentlichung der Gutachten ist Hendricks aber aus der Verantwortung. Atomkraftgegner*innen fordern nun Taten von der kommenden Regierungskoalition.
Quellen (Auszug): news.rwe.com, scharf-links.de, volksfreund.de, lingen-demo.de; 22./23./24.5.,5.6.2018