Anlässlich des 32. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine neue Studie zum AKW-Risiko veröffentlicht. Das Ergebnis: Ein größerer Störfall oder ein Super-GAU sind jederzeit möglich.
Die Studie der Atomsicherheitsexpertin Oda Becker belegt große Probleme wie mangelnde Schutzstandards für Hochwasser, Erdbeben und Terrorgefahren. Ausreichende Katastrophenschutzpläne für schwere Unfälle liegen nicht vor. In den Reaktorkernen, wie zum Beispiel in Brokdorf, häufen sich Schäden. Trotz verformter Brennelemente und unzulässiger Oxidationen an den Brennstäben darf der Meiler aber weiterlaufen. Fehler und Defekte werden nur zufällig gefunden. Zusätzliches Problem: Dringend nötige Nachrüstungen und Sicherheitsüberprüfungen mit Blick auf die verbleibenden Restlaufzeiten werden von den Betreibern nicht mehr durchgeführt.
„In keinem der noch laufenden Atomkraftwerke wird es in den nächsten fünf Jahren noch eine periodische Sicherheitsüberprüfung geben, das halte ich für unverantwortlich“, so Oda Becker.
Wirtschaftliche Interessen statt Sicherheit für die Bevölkerung
Weitestgehend verzichten die Betreiber auf „sicherheitstechnisch gebotene Nachrüstungen“. Es sei zu vermuten, so Becker, dass die AKW-Betreiber ihre Anlagen aus wirtschaftlichen Gründen endgültig abschalten würden, sollten die Aufsichtsbehörden die zu einem ausreichenden Schutz der Bevölkerung erforderlichen technischen Nachrüstungen einfordern. Dies betreffe insbesondere Nachrüstungen zum Schutz vor Terrorangriffen und Flugzeugabstürzen, der derzeit mangelhaft ist.
„Es ist still geworden um die Atomkraft in Deutschland, aber das Gefährdungsrisiko für die Bevölkerung durch noch laufende Atomkraftwerke hat sich in den letzten Jahren erhöht“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. „Die Risiken der Atomkraft sind zu groß und der Bevölkerung nicht länger zumutbar.“
- zur Studie: "Atomstrom 2018: Sicher, sauber, alles im Griff?" (PDF)
- "Atomausstieg, sofort! – Forderungen des BUND zur Atomgesetz-Novelle 2018" (PDF)
Quellen (Auszug): bund.net, dpa; 23.4.2018