"Nein zur Mine, ja zum Leben". Unter diesem Motto sind am Samstag rund 5.000 Menschen durch die spanische Stadt Salamanca gezogen. Dort droht Europas größte Uran-Mine.
Als „malerisch“ wird die Region im mittleren Westen Spaniens zwischen der Universitätsstadt Salamanca und der portugiesischen Grenze, etwa 220 Kilometer nordwestlich von Madrid, beschrieben. Dort gibt es Rinder- und Schweineweiden und Wälder mit uralten Steineichen. Und Uran. Die spanische Regierung hat im Jahr 2012 die Rechte für den Abbau an den britisch-australischen Energie-Konzern Berkeley Energy vergeben.
„Uns liegen so gut wie alle Genehmigungen vor“, heißt es von dem Konzern. Die Bagger stehen bereit, eine erste Grube wurde ausgehoben. Der Tagebau soll 5.400 Hektar groß werden. Paul Atherley, Managing Director von Berkeley Energy, freute sich im Dezember 2016 über „starke finanzielle Rückdeckung von Institutionen erster Bonität aus London“. Damit konnte die Erschließung der Mine Salamanca um mehrere Monate vorgezogen werden. Hiermit käme sein Konzern dem Ziel näher, „einer der weltweit kostengünstigsten Uranproduzenten zu werden, der seine Kunden zuverlässig aus dem Zentrum der Europäischen Union beliefert“.
Europas größte Uranmine droht
„Berkeley will bis Ende 2018 die größte offene Uranmine Europas entstehen lassen“, fürchtet Jorge Rodriguez, Bürgermeister von Villavieja de Yeltes, dessen Gemeinde von dem Uran-Abbaugebiet betroffen ist. Dafür hat der Konzern in einem ersten Schritt - und noch ohne Genehmigung für die Mine - 2.000 von rund 30.000 Steineichen gefällt. Bäume, die alle zwischen 200 und 600 Jahre alt waren und zur Natura 2000, einem zusammenhängenden Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, gezählt werden.
Während der Betreiber mit Arbeitsplätzen wirbt, fürchten die Gegner*innen um ihre Existenz. Niemand würde mehr landwirtschaftliche Produkte aus ihrer Region kaufen, die Uranmine zerstöre nicht nur das Image:
„Die Luft wird verschmutzt durch Partikel, die bei den Abbauarbeiten freigesetzt werden. Außerdem wird das Grundwasser kontaminiert - dagegen kann man nichts tun. Ebenso ist Wasser an der Erdoberfläche in Gefahr“, so Rodriguez.
2011 entstand deshalb die Bürgerinitiative „Stop Uranio“. Regelmäßig finden Demonstrationen in den betroffenen Dörfern statt. Zuletzt gingen in der Provinzhauptstadt Salamanca am vergangenen Wochenende 5.000 Menschen auf die Straße und forderten: „Nein zur Mine, ja zum Leben“. Schon am kommenden Wochenende ist eine weitere Kundgebung geplant. Die Gegner*innen haben Erfolge aufzuweisen: Mit Klagen konnten sie den Bau eines Auffangbeckens und einer neuen Straße verzögern.
Uran für Gronau & Lingen
Deutsche Atomkraftgegner*innen schließen sich den Protesten in Spanien an. Das Uran könnte in den Anlagen von Gronau und Lingen zu AKW-Brennstoff verarbeitet werden.
„Trotz aller Schönfärbungen der Minenbetreiber und IAEA wird es auch hier massivsten Wasserverbrauch und Verschmutzung, Freisetzung von Radongas und durch Winderosion radioaktiver Partikel betroffenes Land geben“, so Günter Hermeyer von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
Sollten die Hinterlassenschaften der Mine wie bei der Wismut in Sachsen und Thüringen dann auch wieder „EU founded“ beseitigt werden, derzeit sind dort 8 Milliarden Euro investiert, „könnten die Investoren vielleicht sogar Geld verdienen“, vermutet Hermeyer sarkastisch. Die Anlagen in Gronau und Lingen könnten sich dann über das „new EU based uranium mining project“ und die „security of supply of natural uranium“ freuen.
- Informationen zum „Salamanca Projekt“ (engl.): http://www.wise-uranium.org/upes.html#SALAMANCA1
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Quellen (Auszug): dont-nuke-the-climate.org, tagesschau.de, reaktorpleite.de, derstandard.at, bi-luechow-dannenberg.de, goldseiten.de; 06.12.2016/28.3., 7.7., 20.12.2017/26.2.2018