Vor 40 Jahren eskalierte der Streit um die Atomenergie an den Bauzäunen des AKW Grohnde. Am 19. März 1977 zogen 20.000 Menschen zu der Baustelle und lieferten sich teilweise gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Diesem Wendepunkt widmen Atomkraftgegner*innen eine Ausstellung.
Gleich in mehreren Bürger*innen-Initiativen in der Region Weserbergland hatte sich damals der Protest gegen das AKW organisiert. Dabei waren Lehrer*innen, Angestellte, Handwerker*innen und Landwirt*innen, die ganz unterschiedliche politische Positionen vertraten. Sie alle einte jedoch ihre Haltung gegen das geplante AKW an der Weser, so Peter Dickel von der AG Schacht Konrad, der damals ebenfalls bei den Protesten mitmachte.
„Gegenüber Wyhl und Brokdorf galt Grohnde als „Mauerblümchen“. Die überörtliche Presse berichtete kaum darüber. Wer wusste denn, wo Grohnde lag!“ (Ausstellung 40 Jahre „Schlacht um Grohnde“)
Am 19. März 1977 schließlich kippte die Lage: Die Eskalation am Bauzaun von Grohnde zwischen 20.000 Atomkraftgegner*innen und 5.000 Polizist*innen sei „völlig unerwartet“ gekommen, berichtet ein Polizeiführer von damals. Fest entschlossene Aktivist*innen aus Hamburg, Berlin und Göttingen rissen Teile des Zaunes ein. Die Polizei, die sich bis dahin zurückhaltend gezeigt hatte, antwortete schnell und kompromisslos mit Tränengas, Wasserwerfern und Knüppeln. Am Ende war der Bauzaun zerstört, auf beiden Seiten gab es über hundert teilweise schwer Verletzte.
„Mit Gewalt war der Kampf gegen das AKW nicht zu gewinnen, aber – auch das ist eine Erfahrung aus dem Geschehen – über gewaltlosen Widerstand berichtete die Presse nicht.“ (Ausstellung 40 Jahre „Schlacht um Grohnde“)
Um an diese Ereignisse vor 40 Jahren zu erinnern, hat Peter Dickel zusammen mit dem Historiker Bernhard Gelderblom eine Ausstellung organisiert.
„Die Ausstellung verfolgt keinen historischen oder sozialwissenschaftlichen Ansatz, der die Ereignisse aus der Distanz einordnet und bewertet. Sie betrachtet den Widerstand gegen Grohnde mit grundsätzlicher Sympathie, wenn auch aus zeitlichem Abstand. Im Zentrum stehen Erfahrungsberichte von Menschen, die an dem damaligen Geschehen beteiligt waren, darunter zwei Polizeibeamte. Sie repräsentieren nachdenkliche, kritische und kontroverse Sichtweisen. Der Betrachter der Ausstellung mag sich auf diese Weise ein eigenes Bild der Geschehnisse machen.“ (Ausstellung 40 Jahre „Schlacht um Grohnde“)
Die Ausstellung ist seit Freitag und jetzt noch bis zum 7. April im Hamelner Münster zu sehen, ab Ende April in Göttingen und ab Mitte Mai in Bad Pyrmont. Einer der ersten Besucher der Ausstellung war Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil.
- weitere Infos: http://grohnde.gelderblom-hameln.de/ und www.grohnde-kampagne.de
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Quellen (Auszug): ndr.de, grohnde-kampagne.de; 19.3.2017