Am Wochenende protestierten 700 Menschen gegen den Weiterbetrieb der Atomanlagen in Lingen und Gronau. Eine nächste Aktion findet bereits am 6. November statt, um die Forderung nach Stilllegung der Fabriken zu unterstreichen.
Mit der Demonstration in Lingen hat die Anti-Atomkraft-Bewegung die internationale Bedeutung der Atomstandorte Lingen und Gronau, die beide nur ca. 40 Kilometer voneinander entfernt sind, in den öffentlichen Fokus gerückt. Sowohl die Brennelementefabrik in Lingen (Niedersachsen) als auch die Urananreicherungsanlage in Gronau (NRW) verfügen im Gegensatz zu den letzten acht Atomkraftwerken über eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Beide Uranfabriken versorgen Atommeiler in aller Welt mit Brennstoff.
„Während die verbleibenden acht deutschen Atomkraftwerke bis Ende 2022 abgeschaltet werden sollen, bleibt die nukleare Infrastruktur unangetastet“, kritisiert der Trägerkreis der Aktion, zu der über 100 Initiativen aufgerufen hatten.
Verknüpft werden die Standorte Lingen und Gronau durch gefährliche Atomtransporte. Neben RednerInnen aus den Regionen Emsland, Münsterland und Wendland kamen auf der Kundgebung auch Mitglieder von Anti-Atom-Organisationen aus Belgien und Frankreich zu Wort. Diese Länder sind vom Brennelemente-Export aus Lingen besonders stark betroffen, dort werden verschiedene Meiler beliefert. Die Anti-Atom-Bewegung drängt darauf, die Ausfuhr nuklearer Brennstoffe von Gronau und Lingen an diese maroden AKW sofort zu unterbinden. Dieser Exportstopp ist laut eines Gutachtens der IPPNW „rechtssicher möglich“, so die AktivistInnen. Auch müssten die Uranfabriken in Lingen und Gronau in den Atomausstieg einbezogen und damit sofort stillgelegt werden.
- Bilder von der Demo: publixviewing.de
40 Jahre Widerstand in Gronau: Die nächste Aktion angekündigt
Seit 30 Jahren finden aus Protest gegen den Betrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau Sonntagsspaziergänge statt, seit nunmehr 40 Jahren wird gegen das Werk protestiert. Im Oktober 1976 wurde die ursprüngliche Gronauer „Bürgerinitiative gegen Urananreicherung“ gegründet, aus der 1981 der noch heute aktive Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau hervorging. Anlässlich dieses Jubiläums laden Anti-Atom-Organisationen aus der Region zu einer Menschenkette am 6. November ein.
Die langjährigen Proteste zeigen Wirkung, schreibt der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. im Aufruf zu der Aktion. Die UmweltministerInnen aller 16 Bundesländer und auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks haben sich in diesem Jahr für die Stilllegung der UAA Gronau ausgesprochen.
„Weiterer Protest ist aber nötig, damit die rot-grüne Landesregierung endlich die UAA Gronau stilllegt“, so der BBU.
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Gutachten: Exportverbot für Brennelemente aus Lingen möglich
25.07.2016 - Mit einem Rechtsgutachten belegen AtomkraftgegnerInnen, dass ein Exportstopp von AKW-Brennstoff aus der Brennelemente-Fabrik in Lingen (Emsland) möglich ist. Mehr noch: Bestehende Ausfuhrgenehmigungen für die Meiler Cattenom, Fessenheim oder Doel könnten aus „Vorsorgegründen“ widerrufen werden. -
Deutsche Uranfabriken: Wie sieht der Stilllegungsfahrplan aus?
20.06.2016 - Am vergangenen Freitag formulierte die Umweltministerkonferenz (UMK) die Forderung an die Bundesregierung, die Urananreicherungsanlage Gronau und das Brennelementewerk Lingen zu schließen. Was fehlt, ist ein konkreter und gesetzlich verankerter Zeitplan. -
Atomstandort Lingen dicht machen!
03.03.2016 - Knapp 200 Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern gemeinsam mit der „Lingen-Resolution“, die Atomanlagen im Emsland zu schließen. Ein Vorwurf: Die Politik habe das dortige Brennelementewerk beim Atomausstieg „offenbar bewusst vergessen“. Denn die Anlage darf im Gegensatz zu den letzten acht Atomkraftwerken - darunter das AKW Emsland - ohne zeitliche Beschränkung in Betrieb bleiben.
Quellen (Auszug): bbu-online.de, publixviewing.de, lingen-demo.de; 31.10.2016