Vergangene Woche wurden Abweichungen vom Betriebsablauf aus zwei norddeutschen Atomkraftwerken gemeldet. Der Neustart des Meilers in Grohnde wurde zudem auf Mitte August verschoben.
Laut Veröffentlichungen der Betreiber Vattenfall und PreussenElektra (ehem. Eon) haben sich beide Zwischenfälle am letzten Montag ereignet und mussten an die zuständige Atomaufsicht in Kiel gemeldet werden.
Brokdorf: Notpumpe startet nicht
Im Atomkraftwerk Brokdorf sei während einer Kontrollprüfung eine Notpumpe des Zwischenkühlsystems ausgefallen. Nachdem die Pumpe im Prüfablauf „mehrmals ordnungsgemäß zu- und abgeschaltet wurde, löste das Überstromschutzrelais aus und schaltete die Pumpe ab“, berichtet PreussenElektra. Das Relais sowie der Pumpenläufer seien ausgetauscht worden.
Das Kraftwerk ist erst seit gut einem Monat wieder am Netz, nachdem im Rahmen der Jahresrevision drei Wochen lang umfangreiche Prüfungen durchgeführt wurden, an denen bis zu 1.500 Mitarbeiter und externe Fachleute beteiligt waren. Die Ursachenerklärung für den aktuellen Defekt „dauere noch an“, so der Betreiber am Freitag.
AKW Brunsbüttel: Teile der Feuerlöschanlage defekt
Am selben Tag ist in dem seit 2007 abgeschalteten Atomkraftwerk Brunsbüttel die Funktionsstörung eines Ventils der Feuerlöschanlage festgestellt worden. Hätte es in einem Bereich des Kabelkellers im Schaltanlagengebäude des Meilers gebrannt, wäre die Sprühwasserlöschanlage nicht einsetzbar gewesen, so die Atomaufsicht in Kiel. Weder fernbedient von der Kraftwerkswarte aus, noch vor Ort von Hand konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Wie der Betreiber Vattenfall berichtet, habe man das Problem bei einer Kontrollprüfung der Sprinkleranlagen entdeckt und zur kurzfristigen Behebung das defekte Ventil so eingestellt, dass die Löschanlage im Anforderungsfall von Hand ausgelöst werden könnte.
AKW Grohnde weiter vom Netz
Das niedersächsische AKW Grohnde wurde am 30. Juli wegen einer Tropfleckage unplanmäßig abgeschaltet. Eine Begehung mit einem Sachverständigen hatte ergeben, dass eine Schweißnaht an einer Messleitung undicht war. Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne) kündigte an, dass die Ursache für diese Leckage „gründlich untersucht werden“ müsse.
Unterdessen hat der Betreiber PreussenElektra ein Reparaturkonzept vorgelegt und angekündigt, das Stück der Rohrleitung auszutauschen. Ein Labor solle die Ursachenklärung vornehmen, eine Übertragbarkeitsprüfung an vergleichbaren Kleinleitungen werde vorgenommen. Die PreussenElektra geht derzeit davon aus, dass die Anlage ab Sonntag, den 14. August 2016 wieder Strom ins Netz einspeisen kann.
Aktuelle Meldungen von PreussenElektra wieder online
Seit dem 1. Juli 2016 werden die Atomenergieaktivitäten von Eon unter dem Namen PreussenElektra GmbH fortgeführt. PreussenElektra kümmert sich somit um den Betrieb der drei im Betrieb befindlichen AKW Brokdorf, Grohnde und Isar 2, die beiden Rückbauprojekte Stade und Würgassen sowie die drei anstehenden Rückbauprojekte Grafenrheinfeld, Isar 1 und Unterweser.
Nachdem die neue Webseite des Unternehmens seit Juli erste Informationen zu den AKW lieferte, wurde parallel das bisherige Informationsportal bei Eon.com nicht mehr aktualisiert. Seit vergangener Woche gibt es jedoch wieder aktuelle Meldungen u.a. zu meldepflichtigen Zwischenfällen: preussenelektra.de -> Aktuelle Meldungen
weiterlesen:
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Leck im Atomkraftwerk Grohnde
01.08.2016 - Seit Samstag ist das Atomkraftwerk Grohnde wegen einer Leckage unplanmäßig vom Netz. Niedersachsens Umweltminister fordert unterdessen, dass die alten Meiler früher als gesetzlich vereinbart abgeschaltet werden. -
Erörterung zum Rückbau des AKW Brunsbüttel
06.07.2015 - Wie bereits an anderen AKW-Standorten werden ab heute auch in Brunsbüttel die Kritikpunkte gegen den geplanten Rückbau diskutiert. AtomkraftgegnerInnen fordern maximale Sicherheit für Anwohner und Beschäftigte. Betreiber Vattenfall will unter anderem große Mengen schwach strahlenden Bauschutt als „unbedenklich“ erklären und mehr Radioaktivität freisetzen, als während des Leistungsbetriebs des Kraftwerks. -
Klage gegen das AKW Brokdorf eingereicht
24.03.2015 - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat gemeinsam mit AnwohnerInnen Klage gegen den Weiterbetrieb des norddeutschen Atomkraftwerks Brokdorf eingereicht. Es sei ein „großes Risiko“, weil es – wie alle deutschen Meiler – nicht gegen äußere Bedrohungen gesichert ist.
Quellen (Auszug): shz.de, welt.de, dewezet.de, vattenfall.de, preussenelektra.de, umwelt.niedersachsen.de; 1./5./6.8.2016