"Gekommen um zu bleiben": Urananreicherungsanlage Gronau blockiert

11.07.2016 | Jan Becker

Erneut wurde die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau von AtomkraftgegnerInnen lahm gelegt: Heute morgen wurden beide Zufahrten versperrt.

Mithilfe zweier Tripods (dreibeinige Holzgestelle) auf der Hauptzufahrt sowie zweier Kletterer*innen über der rückseitigen Einfahrt sei die Anlage gegen 5.00 Uhr früh „dichtgemacht“ worden, heisst es in der Pressemitteilung zur Aktion. Ziel sei es, „den Atomausstieg wirklich umzusetzen und alle Atomanlagen stillzulegen“.

Die Polizei räumte gegen 7.30 Uhr die hintere Zufahrtsstraße, um einen Autokonvoi von Urenco-MitarbeiterInnen durchzuleiten. Zwei AktivistInnen wurden von den Beamten zur Wache mitgenommen. Zudem ist eine Hundertschaft der Polizei und Spezialkräfte vor Ort, die Hauptzufahrt wurde aber bis in den frühen Nachmittag nicht geräumt.

Die Uranfabriken in Gronau und Lingen haben eine unbefristete Betriebsgenehmigung und sind nicht vom Atomausstieg betroffen - darauf weisen UmweltaktivistInnen schon seit Jahren hin. Der Großteil der dort produzierten Brennstoffe wird exportiert und versorgt Atomkraftwerke weltweit, auch die zuletzt häufiger in die Kritik geratenen Reaktoren in Belgien und Frankreich.

Kürzlich wurde auf der Konferenz der UmweltministerInnen aller Länder die Forderung nach Schließung der Anlage als Empfehlung an die Bundesregierung formuliert.

„Dabei ist den Worten von PolitikerInnen nicht zu trauen. Auch die Regierung in NRW weigert sich seit Jahren, die Stilllegung der Urananreicherungsanlage in Angriff zu nehmen und redet sich mit 'Rechtssicherheit' raus. Deshalb  nehmen wir das selbst in die Hand und legen die Anlage still“, erklärt einer der beteiligten AktivistInnen die erneute Blockade.

Die Aktion soll länger anhalten, für Dienstag abend wird um 18.00 Uhr vor der Hauptzufahrt der Uranaanreicherungsanlage zu einer „Veranstaltung zur aktuellen Atomkraft-Situation im Münsterland“ eingeladen.

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Quelle: PE Aktionsbündnis Münsterland / contratom; 11.7.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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