Gegen den Weiterbetrieb der belgischen Pannen-Meiler Tihange und des Uralt-AKW Beznau in der Schweiz sind kürzlich tausende Menschen auf die Straße gegangen. Im französischen Bure halten AktivistInnen einen Wald besetzt, der für das geplante Atommülllager gerodet werden soll.
Am vorletzten Wochenende zogen 6.000 Menschen vor das älteste Atomkraftwerk der Welt, das sich im schweizerischen Beznau befindet: Block 1 ist seit 1969 in Betrieb. Die TeilnehmerInnen der Aktion „MenschenStrom gegen Atom“ forderten „die sofortige und definitive Stilllegung des Uralt-AKW“. Das Kraftwerk ist wegen besorgniserregenden Schwachstellen im Reaktorbehälter seit rund einem Jahr ausser Betrieb. Doch die Stilllegung lehnt der Betreiber Axpo weiter ab.
Nachdem im Schatten der Fukushima-Katastrophe am 22. Mai 2011 über 20.000 Menschen dem zweiten Aufruf zum „MenschenStrom gegen Atom“ gefolgt waren, stellte der Bundesrat seine Pläne für eine Zukunft der Schweiz ohne AKW vor. Seitdem wurde nicht einer der fünf Meiler des Landes stillgelegt, es gibt keinen konkreten Plan für einen Atomausstieg oder verschärfte Auflagen für alte AKW.
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Kampangne gegen Beznau: https://byebyebeznau.ch
"Abschirmen unmöglich. Da hilft nur Abschalten"
Rund 4.000 AtomkraftgegnerInnen haben am vergangenen Sonntag in Aachen protestiert. Unter dem Motto „Abschirmen unmöglich. Da hilft nur Abschalten“ hielten die TeilnehmerInnen tausende gelbe Schirme mit Atomzeichen in die Luft. Der belgische Pannenmeiler Tihange befindet sich nur 60km von der Stadt entfernt. Das AKW machte in den letzten Monaten immer wieder negative Schlagzeilen. Als „Highlight“ wurden im Reaktorbehälter bereits 2012 tausende Risse gefunden.
Mehr als 80 Kommunen klagen mittlerweile gegen den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks. Neben einigen deutschen Bundesländern haben sich Luxemburg und die Niederlande dem Protest angeschlossen. Doch weder die belgische Regierung noch der Betreiber Electrabel wollen ein Ende für die Atomkraftwerke.
Sommer des Widerstandes in Bure
Ein Waldspaziergang von 250 AtomkraftgegnerInnen mündete am 19. Juni in eine Dauerbesetzung des Waldes, der für das französische Atommülllager Bure gerodet werden soll. Etwa 120 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt soll das zentrale Lager für hochradioaktiven Abfall aus den französischen Atomkraftwerken gebaut werden. Die ANDRA, Nationalagentur zur Entsorgung vom radioaktiven Atommüll, hatte Anfang Mai mit einem Kahlschlag für das Projekt Namens CIGÉO begonnen, Stacheldrahtzäune und eine Plattform zur Koordination der Waldarbeiten errichtet. Eine Baugenehmigung für das Projekt liegt aber nicht vor.
Die AktivistInnen rissen nach eigenen Angaben die errichteten Zäune herunter, zerstörten die Plattform der ANDRA und errichteten eine Widerstandshütte. Es folgte die Erklärung, der Wald „sei nun besetzt“. Unter den Stichwörtern #ETE D’URGENCE und #OCCUPYLAMEUSE kündigen die BesetzerInnen einen „Sommer des Widerstandes in Bure“ an.
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weitere Infos: http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/de/atom/bure.html / http://vmc.camp (franz.)
weiterlesen:
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Frankreich: Standortentscheidung für Atommüll-Lager ein „Affront“
21.07.2015 - In einem Schnellverfahren hat die französische Nationalversammlung am 8. Juli 2015 den Standort für ein Atommüll-Lager in Frankreich festgezurrt: Der kleine Ort Bure in Lothringen, in dem seit 1994 ein „Versuchslabor“ betrieben wird. -
Belgien: Rissreaktor Tihange 2 wieder angefahren – über 173.000 Gegenstimmen
16.12.2015 - Der belgische Atomkonzern Electrabel hat am Montag den Hochrisikoreaktor Tihange 2 wiederangefahren, am Sonntag soll der noch desolatere Reaktor Doel 3 ans Netz gehen. AKW-Gegner haben derweil mit einer Petition 173.000 Stimmen gegen den Neustart der Anlagen gesammelt.
Quellen (Auszug): robinwood.de, eichhoernchen.ouvaton.org, wdr.de, menschenstrom.ch, greenpeace.ch; 27.6.2016