Seit dem 27. Mai liegen die Unterlagen zum Rückbau des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld öffentlich aus. Während Bayerns Umweltministerin mit einer "Grünen Wiese" wirbt, üben AtomkraftgegnerInnen heftige Kritik und rufen zur Unterzeichnung einer Muster-Einwendung auf.
Noch bis zum 27. Juli können die Unterlagen, die der Betreiber Eon beim zuständigen Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eingereicht hatte, von der Öffentlichkeit eingesehen werden. Neben dem Antrag liegen auch die Umweltverträglichkeitsuntersuchung und der Sicherheitsbericht aus. Gegen die Pläne sind nun Einwendungen möglich, für eine mündliche Erörterung der Kritik werde ein Erörterungstermin stattfinden, informiert das Ministerium. Das Datum dafür stehe aber noch nicht fest.
In Grafenrheinfeld solle „wieder eine grüne Wiese entstehen“, wirbt die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU). Der Rückbau erfolge „unter den gleichen strengen Sicherheitsvorgaben wie der Betrieb der Anlagen“, die Sicherheit von Mensch und Umwelt stehe „an erster Stelle“.
AtomkraftgegnerInnen kritisieren das geplante Vorgehen des AKW-Betreibers, der zwar nach geltendem Recht handelt. Im Fokus steht u.a. das „Freimessen“ großer Mengen der Rückbauabfälle, die nur gering verstrahlt sind. Betonschutt etwa wird solange vermischt, bis der Strahlengrenzwert unterschritten wird. Dann wird das Material wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt oder auf einfachen Deponien abgelagert. Mit der Freigabe großer Mengen gering strahlender Abfälle sind gesundheitliche Gefahren verbunden. Deshalb fordert der BUND Naturschutz in Schweinfurt/Bayern, „dass die Strahlenbelastung durch die Stilllegung so gering wie möglich gehalten werden muss.“
Auch langfristig keine „Grüne Wiese“
Ferner ist die Werbung mit einer „Grünen Wiese“, also die vollständige Beseitung aller Gebäude und der radioaktiven Strahlung, Augenwischerei. Der hochradioaktive Abfall aus dem Betrieb des AKW verbleibt nämlich im Zwischenlager am Standort, bis ein Atommülllager dafür gefunden ist. Kürzlich hatte die mit dem Neustart der Suche betreute Kommission im Bundestag eine Standortauswahl für das Jahr 2058 angekündigt, „irgendwann später“ also.
Auf dem Gelände des AKW Grafenrheinfeld sollen zudem große Mengen schwach- und mittelaktiver Rückbau-Abfälle gesammelt werden. Dafür ist eine neue „Bereitstellungshalle“ geplant, aus der die Reaktorreste dann in das Atommülllager Schacht Konrad gebracht werden sollen. Doch auch dessen Inbetriebnahme ist zeitlich fraglich und hoch umstritten.
„Ich lehne diesen Antrag ab“
„Ich fordere das Bayerische Staatsministerium für Umwelt auf, eine transparente und öffentliche Prüfung von Alternativen zu starten“, heisst es in einer Muster-Einwendung, die der BUND Bayern auf seiner Webseite bereitgestellt hat. Bis zum 27. Juli muss der Text unterschrieben an das Ministerium gesendet werden.
Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Schweinfurt will der BUND Bayern seine Kritik am geplanten Abriss des AKW Grafenrheinfeld erläutern und fordert schon im Vorfeld „mehr Sicherheit beim Rückbau“, denn Reduktionen der Belastungen durch Radioaktivität seien derzeit vom Betreiber Eon „nicht geplant“.
- Informationen zur Muster-Einwendung auf bund-naturschutz.de oder als pdf zum runterladen
- zu den Rückbauunterlagen des AKW Grafenrehinfeld auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt
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Quellen (Auszug): dpa, umweltfairaendern.de, bund-naturschutz.de, 27.5./7.6.16