Während hierzulande AtomkraftgegnerInnen Proteste für den fünften Jahrestag der Fukushima-Katastrophe vorbereiten, wird in Japan das umstrittene Wiederanfahren von Atomkraftwerken zum „Comeback der Pannen“.
Viele Monate waren alle 48 japanischen AKW abgeschaltet - und das Land damit de facto „atomstrom-frei“. Doch seit Mitte 2015 werden einzelne Meiler mit Verweis auf die „Versorgungssicherheit“ und Unabhängigkeit gegenüber Rohstoffimporten wieder angefahren - gegen erbitterten Widerstand aus der Öffentlichkeit.
Als dritter Reaktor wurde nach monatelangem Ringen vor Gericht am 26. Februar der vierte Block des AKW Takahama gestartet. Grundlage für die Genehmigung waren umfangreiche Sicherheitstests, Nachweise und Nachrüstungen. Doch nur drei Tage nach dem Neustart kam es zur Notabschaltung. Der Betreiber nannte Probleme mit dem Generator als Ursache. Doch diese automatische Schnellabschaltung ist nur der Gipfel einer Pannenserie, die den Neustart begleitete: Am 20. Februar flossen in einem Gebäude neben dem Reaktor verstrahltes Kühlwasser aus. Ein lockerer Bolzen bei einem Ventil war der Grund für die Störung.
Fukushima-Manager vor Gericht
Fast fünf Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe sind drei frühere Top-Manager des Fukushima-Betreiberkonzerns Tepco angeklagt worden. Ihnen wird unter anderem Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht vorgeworfen, weil sie das Atomkraftwerk „nicht gegen eine Katastrophe durch Tsunamis geschützt“ hätten. Nach dem GAU war bekannt geworden, dass Tepco jahrelang um die Sicherheitsmängel gewusst hatte.
Die Manager seien damit „auch für den Tod von 44 älteren Patienten eines Krankenhauses sowie für die Verletzungen verantwortlich, die weitere 13 Menschen am 11. März 2011 davontrugen“, heißt es in der Anklage. Die Manager halten sich für „nicht schuldig“. Mit der Eröffnung des Prozesses wird nicht vor Jahresende gerechnet.
Kürzlich hatte Tepco eingestanden, zudem damals zu spät über die Kernschmelze informiert zu haben. Aufgrund der Strahlung um die Reaktoren wusste Tepco schon wenige Tage nach dem Unfall von der Schwere der Schäden, doch verwendete den Begriff „Kernschmelze“ erst rund zwei Monate später - um die Öffentlichkeit nicht zu beunruhigen. Doch wie es in den Reaktoren genau aussieht, weiß Tepco auch fünf Jahre nach Beginn der Katastrophe noch nicht.
Aktionswoche: 5 Jahre Fukushima, 30 Jahre Tschernobyl
Mit den Jahren wächst die Verdrängung. Jahrestage sind eine Gelegenheit, die Erinnerung wachzuhalten und zu erneuern. Runde Jahrestage eignen sich dazu besonders gut. Am 11. März jährt sich Fukushima zum fünften Mal. Am 26. April ist Tschernobyl 30 Jahre her. Doch beide Katastrophen sind nicht Vergangenheit, sondern dauern bis heute an. Und sie können sich jederzeit wiederholen. Umso wichtiger, dass wir nicht nur mit Nachdruck an die unsäglichen Folgen der beiden Kernschmelzunfälle erinnern, sondern auch Druck machen, die acht Atomkraftwerke, die hierzulande noch laufen, endlich abzuschalten. Die Gefahr eines Super-GAU ist nicht gebannt!
- Alle Infos zu den Protestaktionen um die Jahrestage: Bundesweite Proteste und Aktionswoche im Frühjahr
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Trotz AKW-Neustart: Japanische Atomstadt Takahama will weg von der Atomkraft
11.02.2016 - In Japan ist nach den Kernschmelzen von Fukushima nun an einem zweiten Standort ein Reaktor wieder hochgefahren worden. Die gleichnamige Stadt ist von Meilern regelrecht „umzingelt“. In Zukunft will sie von der Atomkraft unabhängig werden. -
Verdrängt, vergessen, explodiert
Sowohl Tschernobyl als auch Fukushima galten als „sichere“ Atomkraftwerke – bis die Realität das Gegenteil bewies. Das mahnt, auch alle anderen Meiler endlich abzuschalten.
Quellen (Auszug): asienspiegel.ch, derwesten.de, dw.com; 29.2./1.3.2016