Weil das westfälische Werk weiterhin Brennelemente auch für belgische Pannenreaktoren produziert, haben AtomkraftgegnerInnen die Brennelementefabrik mit einer kreativen Protestaktion blockiert: 150 gelbe Wasserbälle wurden in der Zufahrt verstreut und so die Verteilung radioaktiver Strahlung verdeutlicht.
„Wir fordern die sofortige Stilllegung aller Anlagen, die zur atomaren Produktionskette gehören, denn es kann keine sicheren Atomanlagen geben“, unterstreicht einer der beteiligten AktivistInnen. Das für die Brennelementeherstellung verwendete Uran sei gefährlich, sobald es abgebaut wird. „Deshalb fordern wir: Lasst das Uran in der Erde!“
Die Aktion hatte am frühen Montag morgen begonnen. Am Sonntag waren zudem über 100 Menschen in Lingen auf die Straße gegangen und forderten den Export von Brennstäben von der dortigen AREVA NP in die belgischen AKW Tihange und Doel und auch nach Frankreich zu verbieten.
Der Druck auf Belgien wird stetig erhöht: In Deutschland und den Niederlanden regt sich parteiübergreifender Unmut gegen den Betrieb der Meiler Tihange-2 und Doel-3, die wegen tausender Risse im Reaktorbehälter in der Kritik stehen. Das Bundesumweltministerium veröffentlichte kürzlich einen Bericht, in dem es die Sicherheit der beiden Atomreaktoren anzweifelt. Bundesumweltministerin Hendricks trifft am heutigen Montag in Brüssel VertreterInnen der belgischen Regierung. Thema ist unter anderem auch der Betrieb der AKW.
Vor 600 besorgten BürgerInnen verkündete zudem am vergangenen Donnerstag der Städteregionsrat Helmut Etschenberg (CDU) in Aachen, dass seine Städteregion auf juristischer Ebene gegen die Reaktoren vorgehen wolle. Laut Bundesregierung stünde es allein in der Verantwortung Belgiens, die AKWs zu betreiben oder nicht. Etschenberg meint, dass Kommunen „sehr wohl gegen Nachbarländer juristisch vorgehen“ könnten. Man wolle nun „gegen die Brüsseler Genehmigungsbehörden wegen der widerrechtlichen Erlaubnis zum Wiederanfahren“ und auch gegen den AKW-Betreiber selbst vorgehen. Unterstützung findet das Vorhaben bei Umweltschutzorganisationen und Anti-Atom-Initiativen.
Ende letzten Jahres hatten 100.000 Menschen in einer Petition das Aus für beide Meiler gefordert. Auch wenn die Beteiligung an der Demonstration in Lingen am Sonntag eine völlig andere ist, ist sich Heiner Rehmen vom Elternverein Restrisiko Emsland sicher, dass das nur der „Auftakt zu einer Reihe gleichartiger Aktionen“ gewesen sei. Von Bundesumweltministerin Hendricks erwarten die AktivistInnen nun, dass sie sich für die sofortige Stilllegung von Tihange-2 und Doel-3 einsetzt.
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- Belgien: Rissreaktor Tihange 2 wieder angefahren – über 173.000 Gegenstimmen
16.12.2015 - Der belgische Atomkonzern Electrabel hat am Montag den Hochrisikoreaktor Tihange 2 wiederangefahren, am Sonntag soll der noch desolatere Reaktor Doel 3 ans Netz gehen. AKW-Gegner haben derweil mit einer Petition 173.000 Stimmen gegen den Neustart der Anlagen gesammelt. - Der Atomausstieg braucht keine Brennstäbe aus Lingen
05.11.2014 - Am heutigen Mittwoch war der niedersächsische Umweltminister Wenzel (Grüne) zu Besuch in der ANF Brennelementefabrik in Lingen. Wenzel bekräftigt den Weiterbetrieb, Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung.
Quellen (Auszug): nirgendwo.info, taz.de, klimaretter.info, noz.de; 30./31.1.2016