Schwer bewacht, abgeschirmt und erfolgreich geheim gehalten hat ein Atomtransport quer durch Deutschland stattgefunden. In Nordenham sind LKW auf ein Schiff mit Ziel USA verladen worden. In Lingen formiert sich unterdessen der Protest gegen Brennelementelieferungen nach Belgien und Frankreich.
Die Polizei berichtet von einem „Gefahrgut- und Schwerlasttransport“, der von einem „weltweit agierenden Logistikunternehmen angemeldet und durchgeführt“ wurde. Drei Spezial-Lastwagen hätten „unbestrahlten Kernbrennstoff“ geladen und wurden von einem Großaufgebot an Einsatzkräften von der Hessischen Grenze bis zum Hafen von Nordenham bei Bremen eskortiert. Laut Polizei fuhren die Lastwagen durch Nordrhein-Westfalen „auf dem Weg vom Süden Deutschlands nach Niedersachsen“ und pausierten auf dem Rastplatz „Siegerland Ost“ an der Autobahn 45 von Montag abend bis Dienstag früh.
Auf dem Rastplatz beobachteten Medienvertreter „über 30 Einsatztransporter und eine zweistellige Zahl an Zivilfahrzeugen“, eine Annäherung an die LKW sei von den Einsatzkräften der Polizei „mit Nachdruck unterbunden“ worden. Auch Auffahrten und Brücken über die Autobahn seien von der Polizei kontrolliert worden. In „Zivilfahrzeugen der Luxusklasse“ hätten zudem „Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos“ gesessen. Auf der Weser hätten dann „mehreren Schiffe und ein Hubschrauber“ das Schiff mit seiner Abfahrt am Dienstag um 13.30 Uhr bis auf die Nordsee eskortiert.
Offenbar gab es neben den Sicherungs-Vorschriften für solche Atomtransporte auch Angst vor Protestaktionen oder sogar Anschlägen. Auf einem Bild der „NWZ Online“ ist ein vermummter Polizist eines Spezialkommandos mit Maschinenpistole auf der Zufahrt des Midgart-Hafens in Nordenham zu erkennen. Nachdem die LKW passiert hatten sei die Straße mit einem großen Radlader versperrt worden.
Auf der zeitweise vollgesperrten Bundesstraße 211 zwischen Oldenburg und Brake (kurz vor Nordenham) sei es zu einem technischen Defekt an einer der Zugmaschinen gekommen. Die Ladung sei davon aber „nicht betroffen“ gewesen, betont die Polizei.
Vielleicht ist es ein redaktioneller Irrtum oder einer der LKW war tatsächlich nicht mehr fahrfähig - aber wo ist er dann geblieben?
Über die Herkunft der Atomtransporter und ihre genaue Fracht macht die Polizei keine Angaben, außer dass sie „aus mehreren europäischen Staaten“ stammt. Es könnten sich laut „NWZ Online“ um Mox-Brennelemente, die das Ultragift Plutonium beinhalten, gehandelt haben.
Foto: publixviewing.de Nov '12: Proteste gegen MOX-Lieferung
Brennelemente-Transporte stoppen!
MIt Aktionen wollen ab dem kommenden Wochenende AtomkraftgegnerInnen in Lingen für den Stopp von Brennelemente-Transporten protestieren. Anlass sind nachgewiesene Lieferungen aus der dortigen Brennstofffabrik zu den Pannenmeilern in Belgien und Frankreich. Ein breites Bündnis von Anti-Atom-Initiativen in NRW und Niedersachsen ruft zu einer Demonstration am Sonntag, den 31. Januar auf. Darüber hinaus haben AktivistInnen angekündigt, am nächsten Morgen die Brennelementefabrik in Lingen zu blockieren.
- weitere Infos: www.antiatombonn.de
weiterlesen:
- Letzter Plutoniumtransport für Niedersachsens AKW gerollt
14.07.2015 - Es ist ein Hammer: Unter der Überschrift „Keine Transporte mehr mit MOX-Brennelementen in niedersächsische AKW“ verkündet Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel, dass vor Kurzem einer dieser Plutoniumtransporte durchgeführt wurde. - Hintergrund: Plutoniumwirtschaft dank MOX-Brennelementen
Quellen (Auszug): siegerlandkurier.de, nwzonline.de, radiobremen.de, polizei-oldenburg.de, mittelhessen.de; 26.1.2016