Am 19. Januar wird die amtierende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) die Stadt Salzgitter besuchen. In der Nähe liegt das umstrittene Atommülllager Schacht Konrad. AtomkraftgegnerInnen rufen zu einer Kundgebung unter dem Motto „Das Projekt muss endgültig vom Tisch!“ auf. Auch in Tschechien gab es Proteste gegen ein geplantes Atommülllager unweit der deutschen Grenze.
Die GegnerInnen des Atommüll-Projekts „Schacht Konrad“ wollen „deutlich zeigen, was wir von ihrem Umgang mit Atommüll halten“, kündigen sie im Vorfeld des Hendricks-Besuchs an. Die Ministerin habe die öffentliche Auseinandersetzung mit der fundierten und sachlichen Kritik gescheut, nun wolle man „bunt und kreativ“ die Forderung unterstreichen, dass Konrad „endgültig vom Tisch“ muss. Gegen Erweiterungspläne des bereits genehmigten aber seit Jahrzehnten umstrittenen Lagers hatten zwischen April und Mai 2015 rund 70.000 Menschen unterschrieben. Konrad soll mengenmäßig über 90% des deutschen Atommülls aufnehmen.
- Die Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. und die „Kanaldörfer gegen KONRAD“ rufen dazu auf, am 19. Januar „für eine verantwortungsvolle Atommüllpolitik“ auf die Straße zu gehen. Die Kundgebung beginnt um 14.30 Uhr vor der Kulturscheune in Salzgitter-Lebenstedt. Weitere Infos: www.ag-schacht-konrad.de
Protestmarsch in Tschechien
Unser Nachbarland Tschechien betreibt an zwei Standorten insgesamt sechs Reaktoren, die täglich Atommüll produzieren. Für die „Entsorgung“ des hochaktiven Abfalls gibt es bislang nur ein Forschungsvorhaben, das bis 2025 im Uranbergwerk in Rozna durchgeführt wird. Derzeit wird der Müll in Zwischenlagern an den Atomkraftwerken aufbewahrt.
Nachdem 30 potenzielle Standorte für eine tiefengeologische Lagerung vorgeschlagen wurden, gab es nach erheblichen AnwohnerInnen-Protesten 2009 ein Moratorium. 2010 wurden sieben Standorte benannt, an denen Untersuchungen stattfinden sollen. Doch die Pläne sind in Verzug: Ursprünglich hätte die sieben Orte letztes Jahr bereits auf zwei reduziert werden sollen. Ab 2065 soll der Atommüll an dem dann ausgewählten Ort in 500 Meter Tiefe verbracht werden.
Zu den sieben derzeit im Auswahlverfahren befindlichen Orten gehört die Gemeinde Chanovice in der tschechischen Böhmerwald-Region, rund 70 Kilometer östlich der deutschen Grenze. In diesem Jahr sollen dort die geologische Untersuchungen beginnen. Dagegen haben kürzlich hunderte Menschen protestiert. Die Regierung hatte den betroffenen Regionen Entschädigungszahlung von insgesamt 10,5 Millionen Kronen (390.000 Euro) zugesagte, „Bestechungsgelder“ um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen, urteilen die AtomkraftgegnerInnen.
„Wir werden bis zur letzten Minute dagegen kämpfen. Selbst wenn der Staat uns viele Millionen Kronen gibt. Wir brauchen doch keine goldenen Bürgersteige wenn die Menschen hier nicht mehr leben können“, sagte der Tscheche Josef Pac 2014 im „Deutschlandfunk“-Interview.
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Konrad stoppen statt erweitern!
30. April 2015 — Mit dem Nationalen Entsorgungsprogramm soll das geplante Atommüll-Lager Schacht Konrad erweitert werden. Die Bundesregierung will deutlich mehr und auch ganz anderen Atommüll einlagern, als bislang geplant. Dagegen gibt es massiven Widerstand.
Atomkraft in Tschechien: Neubaupläne in Temelín sind nicht durch deutschen Strombedarf bedingt
Solche Situationen kommen regelmäßig vor: Deutschland exportiert Strom nach Polen, Polen exportiert zugleich nach Tschechien, Tschechien wiederum nach Deutschland. Bezieht Deutschland also tschechischen Atomstrom?
Quellen (Auszug): frankenpost.de, welt.de, ag-schacht-konrad.de, deutschlandfunk.de, nuclear-waste.eu; 9./10.1.2016