Der Strommarkt in Südafrika ist alles andere als fortschrittlich: Sieben Millionen Menschen sind gar nicht ans Stromnetz angebunden. 85 Prozent des Stroms wird mit Kohle produziert. Und zu allem Übel forcieren Seilschaften aus Industrie, Politik und Atomlobbyisten Pläne für eine Renaissance der Atomkraft. Pläne, die ein breites Widerstandsbündnis auf die Straße rufen – und Pläne, die Auswirkungen auf den gesamten Kontinent haben werden. Während einer Konferenz in Johannesburg fordern AtomkraftgegnerInnen ein „generelles Uranabbauverbot“.
Am Donnerstag, den 19 November endete eine viertägige Konferenz im südafrikanischen Johannesburg, die vom IPPNW, uranium-network.org und FSE (Federation for a Sustainable Environment, South Africa) organisiert wurde. WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Ländern Afrikas berieten und diskutierten hier gemeinsam mit AktivistInnen aus aller Welt über Strategien gegen eine Renaissance der Atomkraft und für einfachere Energiegewinnung. Die VeranstalterInnen haben sich ein hohes Ziel gesteckt: Sie möchten ein „globales Uranabbau-Verbot“ durchsetzen.
Günter Hermeyer, der für die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg an dem Treffen teilnahm, schreibt nach seiner Exkursion auf der er „die Auswirkungen von Uran- und Goldbergbau in Südafrika“ mit eigenen Augen sah:
„Die Verbrechen der Atomindustrie sind in Südafrika massiv und weithin sichtbar. Noch immer müssen Menschen in unhaltbaren Zuständen auf radioaktiven Abraumhalden leben.“
Trotz dieser bereits skandalösen Zustände verhandelt die Regierung Südafrikas nun mit der russischen Regierung über den Bau neuer Atomkraftwerke. Das Hauptargument der Atomlobby, dass mehr AKW-Strom zur Reduktion von CO2-Emissionen führen würde, zieht zumindest in Deutschland nicht mehr. Doch in Südafrikas Vorhaben steckt vor allem Profitgier: Das Land hat auf dem Kontinent Vorbildfunktion und möchte nukleare Begehrlichkeiten auch bei anderen Staaten wecken.
„Diese internationale Konferenz wird einen Teil dazu beitragen, die nötige Vernetzung zu schaffen, um dem Atomsyndikat endlich Einhalt zu gebieten“, so Hermeyer.
Weltpremiere von „LEGACY WARNINGS!“
Im Rahmen der Umweltfilmtage findet am kommenden Wochenende in Lüneburg die Weltpremiere der Dokumentation „Legacy Warnings!“ statt. Ein Film über die Energiepolitik Südafrikas und einem möglichen Nord-Süd-Technologietransfer im Bereich der Erneuerbaren Energien – sie sind es, die das Land zu einem wahrhaft fortschrittlichen Vorreiter machen könnte. Doch mächtige Industrieinteressen würden lieber eine afrikanische Renaissance der Atomkraft sehen…
- Sonntag, 22. November um 17.15 Uhr in Lüneburg, Scala-Kino – www.scala-kino.net/…
- Webseite mit Trailer – www.ujuzi.de/legacywarnings
weiterlesen:
- Hintergrund: Der schmutzige Atom-Brennstoff
Die angeblich „saubere“ Atomenergie erzeugt schon am Anfang einen gigantischen Haufen strahlenden Mülls: radioaktiver, giftiger Schlamm, der das Grundwasser bedroht, die Luft verseucht, die Bevölkerung verstrahlt. Die angeblich „umweltfreundliche“ Atomenergie hinterlässt schon vor Produktion der ersten Kilowattstunde „National Sacrifice Areas“, Opferzonen, die radioaktiven Mondlandschaften gleichen.
- „Wir essen Radioaktivität, trinken Radioaktivität und baden in Radioaktivität“
23. Juni 2015 — Drei FilmemacherInnen aus Norddeutschland arbeiten derzeit an einem Dokumentarfilm über die Energiepolitik Südafrikas. Das Land steht am Scheideweg: Atomenergie oder Erneuerbare Energien. Im Interview sprechen die AktivistInnen über die Hintergründe, ihre Motivation und die Möglichkeit, von Deutschland aus die Menschen dort zu unterstützen.
- climbkili4peace – Atom-Protest auf dem höchsten Gipfel Afrikas
3. Juli 2015 — AtomkraftgegnerInnen und FriedensaktivistInnen besteigen aus Protest gegen Uranabbau, Atomprogramme und Atomwaffen den Kilimanjaro. Begleitet werden sie von einem deutschen Videoteam.
- „Das Schweigen der Lämmer“ – Reportage über den Uranabbau in der Mongolei
29. Juni 2015 — Tote Tierbabys, giftiger Staub und verzweifelte Nomaden: Der französische Atomkonzern Areva erkundet in der Mongolei Uranvorkommen und bereitet deren Abbau vor. Mit einer Reportage widmen sich vier Nachwuchs-Journalisten dieser Kehrseite der Atomenergie, die von der Atomlobby nur zu gern verschwiegen wird.
Quellen (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de, ujuzi.de, uranium-network.org; 18.11.2015