Deutsche wollen weder Atomstrom noch Atommüll-Lager

04.11.2015 | Jan Becker

Auch wenn die Deutschen einer Studie zufolge wenig über die Herkunft ihrer elektrischen Energie wissen – Strom aus Atomkraftwerken wollen sie nicht. Ein Atommüll-Lager vor ihrer Haustür auch nicht.

Mitte September waren noch acht Prozent der Bundesbürger bereit, zur Deckung ihres Energiebedarfs Strom aus AKW zu wählen Das ergab eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstitutes IfD Allensbach im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Laut des noch aktuelleren „Energiereport Deutschland 2015“ würden sogar nurmehr fünf Prozent der Bevölkerung auf Atomstrom setzen. Der Report wurde im Auftrag einer Tochter des Münchner Agrarhandelskonzerns „Baywa“ erstellt, die selbst Erneuerbare Energien anbietet.

Eine breite Mehrheit – mehr als drei Viertel der Befragten – bevorzugen Strom aus Erneuerbaren Energien. Allerdings geben 60 Prozent von ihnen an, gar nicht zu wissen, aus welchen Quellen sie ihren Strom aktuell beziehen. Auch dadurch wird deutlich, dass in Bezug auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien „Wunsch und Wirklichkeit derzeit noch weit auseinanderklaffen“, heißt es in dem Report. Im letzten Jahr lag der Anteil der Ökoenergie am Strommix bei knapp 26 Prozent.

Auch Atommüll-Lager unerwünscht

Im Auftrag des Lobbyvereins „Deutsches Atomforum“ hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im September 1.000 BürgerInnen nach ihrer Einstellung zum Atommüll befragt. Demnach würde die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) kein Dauerlager für die radioaktiven Abfälle vor der eigenen Haustür akzeptieren, selbst wenn sich bei der Suche danach herausstellen sollte, ihre Region sei „besonders geeignet“.

Dieses Ergebnis spiegle „den unverantwortlichen Umgang mit der Atommüll-Lagerung der Vergangenheit wieder“, bewertet die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Das Vertrauen sei in der Vergangenheit „verspielt“ worden. Die „skandalösen Tricks“, mit denen Standorte wie Gorleben aus der Taufe gehoben wurden, fallen nun auf die Politik zurück. Auch gäbe es „entgegen allen Versprechungen keinen wirklichen Kurswechsel“ bei der Suche nach einem Atommüll-Lager, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

weiterlesen:

  • Atomstrom absolut unbeliebt
    14. Oktober 2015 — Laut einer Umfrage würden nur acht Prozent der Deutschen zur Deckung ihres Energiebedarfs Strom aus Atomkraftwerken wählen. Es ist Zeit für „Mehr Tempo beim Atomausstieg!“
  • Studie zeigt: Alle AKW könnten problemlos abgeschaltet werden
    Die acht noch laufenden Atomkraftwerke werden für die Stromversorgung nicht benötigt. Alle AKW könnten bereits 2015 abgeschaltet werden. Selbst unter extrem pessimistischen Annahmen sowie bei Dunkelheit und Windstille stehen rechnerisch genügend nicht-atomare Kraftwerke zur Verfügung, um auch den höchsten Stromverbrauch in Deutschland jederzeit zu decken. Es fehlt lediglich der politische Wille.
  • Mehrheit hält Atomkraft für unsicher
    28. April 2015 — Laut einer repräsentativen Umfrage von YouGov, internationales Marktforschungs- und Beratungsinstitut, hält die Mehrheit der Deutschen Atomkraft für „unsicher“ und befürwortet den Atomausstieg.

Quellen (Auszug): strom-magazin.de, dpa, bi-luechow-dannenberg.de; 29./30.10.,2.11.2015

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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