Vor einer Woche ist es in einem Atommülllager in den USA zu Explosionen gekommen. Die Informationen darüber sind spärlich und die Behörden halten sich bedeckt, das Lager ist aber schon lange wegen Sicherheitsproblemen in der Kritik.
Es handelt sich um eine bereits geschlossene Atommülldeponie für schwachaktive Abfälle nahe der kleinen Gemeinde Beatty im Nordwesten von Nye County im US-Bundesstaat Nevada, die zwischen 1962 und 1992 in Betrieb war. In dem oberflächennahen Lager mit einer Kapazität von 137.500 Kubikmetern, das aus in den Untergrund eingelassenen Betonwannen besteht, werden kontaminierte Werkzeuge, Schutzkleidung, Maschinenteile etc. verwahrt. Die Wannen wurden mit den Abfällen befüllt, mit einem Betondeckel versehen und mit Erde abgedeckt.
In einem am 18. Oktober per Handy gedrehten Video sind Explosionen und weisser Rauch zu sehen. Laut Medieninformationen hat sich vermutlich der Inhalt stark korrodierter Fässer entzündet. Die zuständigen Behörden stehen allerdings vor einem Rätsel, warum es zu den Explosionen gekommen war, bei der auch Material aus dem Lager heraus geschleudert wurde. Es gäbe Probleme mit Inventarlisten, so Caleb Cage, Chef des „Nevada state emergency management“. Löschen konnte man das Feuer auch nicht, weil unklar war, was brannte.
Probleme in dem Lager gab es schon in der Vergangenheit. So berichten Medien von mangelhaften Kontrollen. 1979 hatte es bereits einen Brand gegeben, in dessen Folge der Einlagerungsbetrieb gestoppt und Untersuchungen angeordnet wurden. Laut eines Berichts von 1994 gab es Diebstähle von radioaktiven Baustoffen und Werkzeugen. 1997 wurden im Grundwasser steigende Mengen an Tritium gefunden. In 2010 musste der Betreiber US Ecology fast 500.000 Dollar Strafe zahlen, nachdem Inspektoren undichte Atommüllcontainer und mangelhafte Dokumentation feststellten.
Weitere Unfälle in Atommülllagern
Die USA betreiben in New Mexiko ein Pilot-Endlager mit dem Namen Waste Isolation Pilot Plant (WIPP). In diesem Salzstock ereignete sich am 14. Februar 2014 ein Unfall, bei dem 21 Mitarbeiter über das Belüftungssystem radioaktives Americium einatmeten. In der Umgebung des Lagers wurde neben Americium auch Plutonium in der Luft gemessen. Der Einsatz von Katzenstreu als Bindemittel soll Fässer mit Transuranen zum Platzen gebracht haben.
Privatwirtschaft kümmert sich um Atommüll
In den USA wird Atommüll an 120 Orten in 39 Bundesstaaten gelagert. Durch die wirtschaftsliberale Ausrichtung des Landes wurde schon früh darauf gesetzt, dass die Entsorgung von Atommüll durch Privatunternehmen geleistet wird. Somit sind eine ganze Reihe Firmen entstanden, die mit möglichst kostengünstigen Lösungen dafür werben. Bis 1977 galt das sogar für die hochaktiven Abfälle.
Verseuchtes Land
In der Wüste von Nevada, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas, befindet sich die „Nevada National Security Site“. Zwischen 1951 und 1958 wurden hier 119 oberirdische und von 1962 bis zum Teststopp-Memorandum 1992 über 1.000 unterirdische Atombombentests durchgeführt. Das Sperrgebiet ist 3.500 km2 groß und für Jahrhunderte radioaktiv verseucht. Die Bevölkerung wurde damals wissentlich der Radioaktivität ausgesetzt.
Auf dem Gelände befindet sich auch das umstrittene Atommülllager „Yukka Mountain“, in dem die USA ihren gesamten Atommüll entsorgen wollte. Seit Februar 2009 sind die Planungen aber wegen Bedenken gestoppt: Das Bundesgericht forderte einen Sicherheitsnachweis über 1 Millionen Jahre – der nicht erbracht werden konnte.
weiterlesen:
- Studie: Leukämie-Risiko für MitarbeiterInnen der Atombranche nachweislich erhöht
26. Juni 2015 — Eine neue Studie belegt den Zusammenhang zwischen Leukämieerkrankung und dem Arbeiten in einem Atomkraftwerk: Das Risiko steigt linear mit der Strahlendosis an. Schon kleine Dosen von Radioaktivität können Blutkrebs auslösen.
Quellen (Auszug): dg4fac.de, de.wikipedia.org, theguardian.com, de.atomkraftwerkeplag.wikia.com, 25.10.2015