Einspruch gegen weiteren Reaktor in der Slowakei

20.10.2015 | Jan Becker

Am Standort Bohunice in der Slowakei soll ein weiteres Atomkraftwerk gebaut werden. Mithilfe einer Mustereinwendung kann man sich sehr einfach den bereits mehr als 9.000 Menschen anschließen, die gegen diese Pläne protestieren.

In Bohunice befinden sich mehrere Atomanlagen. Block A1 ist ein seit 1979 stillgelegter sowjetisch-tschechoslowakischer Prototypreaktor mit der Bezeichnung KS 150. In den Jahren 1976 und 1977 kam es zu schweren Störfällen (INES Stufen 3 und 4), die schließlich wegen erheblicher Beschädigungen im Inneren der Anlage zur Stilllegung führten.

Der Anlagenteil Bohunice V1 besteht aus zwei 440 Megawatt-Reaktoren vom russischen Typen „WWER-440/230“ der 1. Generation. Trotz umfangreicher Sicherheitsnachrüstungen mussten beide Blöcke anlässlich des EU-Beitritts 2003 stillgelegt werden (Block 1 am 1. Dezember 2006, Block 2 am 31. Dezember 2008). Vergleichbare Anlagen im deutschen Greifswald verloren ihre Betriebserlaubnis wegen der konstruktionsbedingten Mängel des WWER-440 bereits direkt nach der Wiedervereinigung.

Der Anlagenteil Bohunice V2 umfasst zwei Reaktoren vom Typ „WWER-440/213“ der 2. Generation. Sie werden seit 1984 bzw. 1985 betrieben und sollen noch bis 2025 weiterlaufen. In Deutschland wären sie nicht genehmigungsfähig.

An diesem Atomkomplex will die Slowakei bis 2025 einen weiteren Atomreaktor errichten, der Bohunice V1 ersetzt. Noch bis zum 21. Oktober kann gegen diese Pläne im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) kritisch Stellung genommen werden.

Verfahren ist „besonders schlecht und absurd“

Mit einer von der österreichischen Organisation GLOBAL 2000 gefertigten Mustereinwendung wird der Abbruch der laufenden UVP gefordert. Wesentliche Daten zum Projekt wie etwa der gewählte Reaktortyp seien in der UVP nicht angegeben, damit entspreche dieses Verfahren „nicht den Anforderungen an eine sinnvolle Umweltverträglichkeitsprüfung“. Würden die Unterlagen nicht nachgereicht, müsse das die Prüfung abgebrochen werden. Es handle sich „weniger um eine UVP“, die das Projekt vorstelle und die Folgen und potentiellen Alternativen prüfe, sondern „vielmehr um eine Werbeaktion für ein neues Atomkraftwerk“, so GLOBAL 2000 in der Mustereinwendung.

Mit nur wenigen Klicks und Dateneingaben kann man sich dem Protest gegen das Neubau-AKW anschließen und die Einwendung mit zahlreichen Kritikpunkten an die in Österreich zuständige Behörde, das Amt der Wiener Landesregierung, Magistratsabteilung 22 – Wiener Umweltschutzabteilung senden:

  • global2000.at – Einspruch gegen AKW Bohunice

weiterlesen:

  • Dubiose AKW-Neubaupläne in Finnland und Ungarn
    17. Juli 2015 — Extrem riskant, finanziell katastrophal und ernsthaft umweltschädigend: Unter dubiosen Umständen sollen in Finnland und Ungarn neue Atomkraftwerke gebaut werden. Unterlagen, die das Aus der Projekte bedeuten könnten, werden geheim gehalten.

Quellen (Auszug): global2000.at, de.wikipedia.org; 19.10.2015

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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