Am kommenden Freitag soll als erster Meiler nach Beginn der Fukushima-Katastrophe ein Block des AKW Sendai wieder Strom produzieren. Gegen erheblichen Protest aus der Bevölkerung.
Am Montag kündigte der Betreiberkonzern Kyushu Electric Power an, Block-1 am Dienstag wieder anzuschalten. Damit würde ab Freitag wieder Strom produziert und ab Anfang September der kommerzielle Betrieb wieder voll aufgenommen. Hunderte AtomkraftgegnerInnen demonstrierten am Montag vor dem AKW.
„Das Wiederanfahren von Sendai ist ein herber Schlag ins Gesicht der Menschen in Japan, die mehrheitlich gegen Atomenergie sind“, sagt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace Deutschland. „Zwei Jahre lang war Japan atomstromfrei und hat eindrucksvoll bewiesen, dass eine Energieversorgung ohne Atomkraft möglich ist.“
Bis zuletzt hatten BürgerInnen vor Gericht versucht, das Wiederanfahren von Sendai-1 zu stoppen. Doch Ministerpräsident Shinzo Abe befürwortet den Atomstrom aus wirtschaftlichen Gründen.
Mit dieser Entscheidung würden „fundamentalste Prinzipien der nuklearen Sicherheit und des Schutzes der öffentlichen Gesundheit“ missachtet, kritisiert Greenpeace. Im 30km-Radius um das AKW leben 220.000 Menschen. Der Betreiber habe die Bevölkerung im Unklaren gelassen, wie bei einem schweren Unfall Zehntausende Anwohner evakuiert würden, so KritikerInnen. Außer der ständigen Gefahr durch gewaltige Erdbeben käme hinzu, dass das AKW Sendai nur 50 Kilometer vom Vulkan Sakurajima entfernt liegt, einem der aktivsten Vulkane des Landes.
Die Regierung folgt dem massiven Drängen der Atomkonzerne, die seit dem Beginn der Fukushima-Katastrophe riesige Einnahmeverluste haben.
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Quellen (Auszug): dpa, greenpeace.de; 10.8.2015