AKW-Störfälle: Leck in Temelin, Feuer in Paluel

07.07.2015 | Jan Becker

Auf dem Dach des als „Pannenmeiler“ bekannten Atomkraftwerks Temelin in Tschechien ist erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Der Betreiber der Anlage verschwieg den Störfall tagelang, nun fordern AtomkraftgegnerInnen „umfassende Überprüfungen“. Parallel zu diesem Ereignis kam es im französischen AKW Paluel zu einem Großbrand.

Die vier Reaktoren von Paluel befinden sich an der französischen Küste des Ärmelkanals. In Block 2 ist es nach Medieninformationen am vergangenen Donnerstag zu einem Großbrand gekommen. Angeblich brach das Feuer im Maschinenraum aus, 71 Feuerwehrleute hätten „mehr als sechs Stunden“ benötigt, um den Brand an einem Bauteil des Kühlkreislaufes unter Kontrolle zu bekommen. Der betroffene Reaktor ist zur Zeit für Wartungsarbeiten vom Netz und wurde nach dem Feueralarm am späten Abend komplett evakuiert.

Ein weiterer Störfall hat sich vergangene Woche im tschechischen Atomkraftwerk Temelin ereignet. Auf dem Dach des ebenfalls für Wartungsarbeiten abgeschalteten Block 2 sei „erhöhte Radioaktivität“ gemessen worden. Ursache dafür soll ein schon Ende Juni festgestelltes, ein Zentimeter großes Leck in einer Kühlleitung zwischen dem radioaktiven primären und dem nicht radioaktiven sekundären Kühlkreislauf am Dampfgenerator 4 sein. 2.000 Liter Kühlwasser sollen pro Stunde ausgetreten sein.

Die erhöhten Messwerte wurden vom Betreiber selbst gemeldet, jedoch mit einer Woche Verspätung. Bislang sei allerdings unklar, warum und in welcher Menge Radionuklide tatsächlich in die Umwelt gelangt sind, so das „Anti Atom Komitee“ aus Österreich. Die Umweltschutzorganisation „GLOBAL 2000“ forderte unterdessen mehr Transparenz sowie eine umfassende Überprüfung des AKW durch ein internationales Expertenteam.

„Jetzt ist es an der Zeit, umfassend international aufzuklären und den offenkundig schwereren Zwischenfall beim Wiederanfahren des Reaktors 2 am 26.6. endlich richtig zu untersuchen“, fordert Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000.

Der tschechische Atomreaktor befindet sich rund 60 Kilometer von der bayerischen und österreichischen Grenze entfernt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Störfälle und Leckagen. Erst 2014 war radioaktives Wasser aus einer Rohrleitung ausgetreten.

Außerdem kam es am Montagmorgen im Schweizer AKW Mühleberg zu einer Reaktorschnellabschaltung. Ursache sei eine „Störung im Speisewassersystem“ gewesen, schreibt die „Neue Züricher Zeitung“. Diese „Notbremsen“ sind besonders kritisch, weil sie eine enorme Beanspruchung für das Material bedeuten. Innerhalb kürzester Zeit wird dann der Meiler abgeschaltet, während riesige Wärmemengen kompensiert werden müssen.

weiterlesen:

  • Leck im tschechischen AKW Dukovany
    5. November 2014 — Zwei der vier Reaktorblöcke am tschechischen Atomstandort Dukovany sind außerplanmäßig heruntergefahren und vom Netz getrennt worden, teilt der Betreiber CEZ heute mit. AtomkraftgegnerInnen fordern mit einer Petition die Stilllegung der Meiler.

Quellen (Auszug): linkszeitung.de, oekonews.at, globla2000.at, Anti Atom Komitee; nzz.ch; 3./5.6.7.2015

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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