Im Juni 2015 haben sich mindestens 8 Störfälle, Vorkommnisse oder Abweichungen vom regulären Betrieb in Atomanlagen ereignet. Zuletzt meldete das Atomkraftwerk Philippsburg zwei Leckagen.
Block 2 des baden-württembergischen AKW Philippsburg ist zur Zeit noch zur jährlichen Wartung vom Netz. Dabei fanden nach Auskunft des Betreibers EnBW auch Druckproben auf Dichtigkeit an zwei der vier Dampferzeuger statt. Bei dieser Maßnahme an der nicht-nuklearen Sekundärseite öffneten sich – anders als vorgesehen – zwei Ventile des Frischdampfsystems. Eine „geringe Menge“ nicht-radioaktive Kühlflüssigkeit trat aus, in der Folge kam es in einem der beiden Dampferzeuger zu einem Druckabfall, der zu automatischen Maßnahmen des Reaktorschutzsystems führte. Bei einer erneuten Prüfung blieben die Ventile geschlossen.
Im benachbarten, nach Fukushima zwangsabgeschalteten Block 1 wurde ebenfalls eine Leckage festgestellt. An einer Rohrleitung eines Reservewassersystems, das bei Bedarf zur Kühlung eines Notstromdiesels genutzt wird, sei „bei einer wiederkehrenden Prüfung eine geringfügige Undichtigkeit“ ermittelt worden, so Betreiber EnBW.
Beide Ereignisse waren meldepflichtig an die Aufsichtsbehörden.
Weitere Störfälle in deutschen Atomanlagen im Juni:
- 02.06.2015 – Biblis B: Leckage am Ladeluftkühler eines Notstromdieselmotors
- 04.06.2015 – Atomkraftwerk Grafenrheinfeld: Schadhaftes Kabel eines Magnetventils getauscht
- 05.06.2015 – Atomkraftwerk Unterweser: Kühlwasseraustritt bei Notstromdiesel
- 08.06.2015 – EnBW / Neckarwestheim-1: Brandschutzklappe schließt nicht vollständig
- 16.06.2015 – Neckarwestheim-I: Defekt an einer Beckenkühlpumpe
- 23.06.2015 – Defekte Kühlwasserleitung an einem Notstromdiesel im Atomkraftwerk Krümmel
- 29.06.2015 – Philippsburg-1: Geringfügige Undichtigkeit an einer Rohrleitung
- 29.06.2015 – Philippsburg-2: Druckabfall bei der Prüfung eines Dampferzeugers in der Revision
weiterlesen:
- Störfall-Report: Leck im französischen AKW Cattenom
1. Juni 2015 — Im französischen Atomkraftwerk Cattenom, das unweit der deutschen Grenze steht, ist es zu einem „ernstzunehmenden“ Störfall gekommen. Ein Ventil wurde „fehlerhaft geöffnet“, die Atomaufsicht stuft das Ereignis in die Kategorie „Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage“.
- Störfallreport aus den AKW Emsland, Neckarwestheim und Biblis
27. Mai 2015 — Der Betreiber des Atomkraftwerks Neckarwestheim bittet die Anwohner um Entschuldigung für „Geräuschentwicklung“ am Sonntagabend. In Niedersachsen bleibt das AKW Emsland weiter vom Netz weil die Wartung verlängert werden musste. Und aus dem hessischen Meiler Biblis wird eine Leckage gemeldet.
- Hintergrund: Die Unsicherheit von Atomkraftwerken
Alle AKW sind “sicher” – behauptet die Bundesregierung. Das stimmt leider nicht.
Quellen (Auszug): enbw-com / AKW-Betreiber / Aufsichtsbehörden; 29.6.2015